Die Garamanten und ihr Königreich aus Sand

Die Ruinen von Garma (c) FranzfotoDie Wüstenbewohner im Fessan, dem heutigen Libyen, nannte man Garamanten. Sie waren Bauern, Händler und Pferdezüchter. Mit Olivenöl betrieben sie ihre Lampen, die Frauen der Garamanten schätzten römisches Geschirr. Auf dem Foto rechts siehst du die Ruinen ihrer einstigen Stadt Garma. Für die Römer waren die Garamanten nur Wegelagerer, Plünderer und Gesetzlose. Kein Wunder, dass sie auf die Garamanten nicht gut zu sprechen waren, denn sie waren ihre größten Konkurrenten im Handel mit Gütern und Sklaven. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet wundersame Dinge von den Garamanten: Über Salzseen hätten sie Erde gestreut, um darauf ihr Korn wachsen zu lassen. Und sie hätten Äthiopier gejagt, um sie als Arbeitssklaven zu verdingen. Sie gingen in Streitwagen auf Menschenjagd, die von vier Pferden gezogen wurden. Warum waren die Garamanten Sklavenjäger? Sie brauchten Arbeitskräfte für ihr himmelstürmendes Wüstenprojekt. Sie wollten in einer der trockensten Wüsten der Welt, im Sandmeer des Fessan, blühende Wiesen erschaffen.

Die Wasserwirtschaft der Garamanten

Wandmalerei im Museum von Garma (c) DbenbennWie war das möglich? Mit einer ausgeklügelten Wasserwirtschaft. Sie hatten über mehrere tausend Kilometer ein Kanalsystem angelegt, das Foggara. Wo kam das Wasser her? Aus unterirdischen Wasserreservoirs. Von diesen Wasserreservoirs aus legten sie mehr als 600 Kanäle an, die in die Wüste führten. Über tausende Wartungsschächte,  die bis zu 40 Meter tief in die Erde gebaut waren, kontrollierten sie die unterirdischen Lebensadern. Eine sagenhafte Leistung, die nur mit tausenden von Sklaven bewältigt werden konnte. Mit dem Wasser bauten die Garamanten in der Wüste Mittelmeerpflanzen an wie Weizen, Gerste, Feigen und Trauben an. Sie pflanzten Palmen und Ziersträucher. Aber auch Pflanzen aus dem südlichen Afrika kultivierten sie wie Hirse. Sogar Baumwolle gedieh auf ihren Feldern, für die man besonders viel Wasser verbraucht. Wie du auf der Wandmalerei links sehen kannst, fertigten die Frauen der Garamanten aus der Baumwolle moderne Kleider.

Das Ende des Wüstenreiches

Garma, Garamantengräber (c) FranzfotoIm südlibyschen Wadi al-Haja stehen heute noch die Ruinen ihrer einstigen Hauptstadt Garama, wie du im Bild rechts oben sehen kannst. Hier errichteten die Garamanten bereits vor 2500 Jahren Häuser aus Stein. Das Leben aber tobte in der Blütezeit zwischen dem ersten und vierten Jahrhundert. Prunkstück Garamas war ein großer Tempel für den Wüstengott Ammon. Wohin sind diese genialen Wasseringenieure verschwunden? Was passierte um 500 nach Christus, warum gaben sie ihre Wüstenpaläste auf? "Das Wasser war alle", sagt der Archäologe David Mattingly. Der Reichtum der Garamanten basierte auf Grundwasser, vor Jahrmillionen eingelagert in unterirdischen Reservoirs. Diese zapften sie an und pumpten sie leer. Da in der Sahara aber kein Regen die unterirdischen Becken wieder auffüllt, waren die Vorkommen irgendwann erschöpft. Heute sieht man nur noch die Ruinen und Gräber der Garamanten.