Das Mittlere Reich - Zeit der Eroberungen

Ein Herrscher namens Mentuhotep war es, der 2040 vor Christus Ober- und Unteräygpten wieder vereinte. Er zählte zur 11. Dynastie. War dieser Herrscher ein Pharao, oder war er nur ein thebanischer Fürst? Vermutlich verliehen ihm erst seine Nachfahren den Titel Pharao, denn sie waren ihm zu großem Dank verpflichtet. Mit der Wiedervereinigung begann eine wirtschaftliche Blütezeit in Ägypten. Historiker nennen diesen Zeitabschnitt Mittleres Reich. Der Handel florierte. Die Staatskassen wurden gefüllt, Literatur und Kunst wurden gefördert. Die Pharaonen erlangten wieder Autorität im Land, indem sie den Prinzipen guter Herrschaft folgten. Denn nur wenn sie weise und gerecht regierten, wurden sie von der Bevölkerung akzeptiert. Eine moderne Verwaltung wurde geschaffen, Steuern erhoben und Armeen aufgebaut.

Neue Kolonien werden erobert

Karte Mittleres Reich (c) WebmasterErneut wurden Kriege geführt, um die Reichsgrenzen zu erweitern. Die ägyptischen Armeen marschierten in Sinai und Nubien ein und unterwarfen die dortigen Herrscher. Beide Länder wurden Kolonien von Ägypten. Im 19. und 18. Jahrhundert v. Christus erlebte Ägypten eine große politische Stabilität.

Theben - die neue Hauptstadt des Pharaonenreiches

Das vereinigte Reich gründete mit Theben eine neue Hauptstadt. Sie lag weiter südlich als die alte Hauptstadt Memphis, und zwar ziemlich genau in der Mitte von Unter- und Oberägypten. So sollten sich die beiden Reiche gleichberechtigt um das neue Zentrum entwickeln. Am Ostufer von Theben erstreckte sich das Reich der Lebenden. Hier entstanden Königspaläste, Verwaltungsbauten, Geschäfte und große Tempel. Am linken Nilufer, auf der westlichen Seite, lag die Totenstadt. Denn die Ägypter glaubten, dass die Seelen der Toten nach Westen ziehen, in Richtung der untergehenden Sonne. Weil den Ägyptern das Leben nach dem Tod so viel bedeutete, bauten sie die Gräber und Tempel ebenso luxuriös wie die Häuser der Lebenden. Auf dem Panoramabild unten siehst du die westliche Nilseite von Theben.

 

Theben, westliche Nilseite (c) Chrissie

Theben war mit 25 Quadratkilometer Fläche ein riesiger Moloch. Das heutige Luxor bildete das Zentrum des alten Theben, noch heute kann man hier die Tempel von Luxor und Karnak  besichtigen.

Mehr über Theben
Die Pharaonen erobern neue Kolonien

Sphinxkopf des Sesostris III. (c) Einsamer Schütze

Sesostris I. gilt als einer der bedeutendsten Könige des Mittleren Reiches. Er herrschte etwa  45 Jahre. Sesostris war machthungrig und kriegerisch. Er wollte die Goldminen von Nubien unter ägyptische Kontrolle bringen. In seinem 18. Regierungsjahr entsendete Sesostris eine Armee bis an den 2. Katarakt. Er ließ Grenzfestungen erbauen, um Feinde abzuwehren und Tempel errichten, um seinen Machtanspruch zu festigen. Sesostris III. ist der Pharao mit den großen Ohren, rechts im Bild. Der zwei Meter Hühne führte vier Feldzüge gegen die Völker im Nordosten von Ägypten. Er eroberte Gebiete um das heutige Palästina und kam so an die begehrten Zedernhölzer, die für den Schiffsbau besonders geeignet waren. Seine Feldzüge führten ihn bis nach Thrakien, das auf der heutigen Balkaninsel lag. Die Pharaonen ließen immer noch Pyramiden bauen, aber sie wurden nicht mehr darin bestattet. Sie fanden ihre letzte Ruhe im Tal der Könige. Ihre Gräber fand man erst im letzten Jahrhundert, in versteckten Kammern, die in Felsen gehauen waren. Von den Gräbern sind immer noch viele in den Felsen verborgen.

Die ägyptischen Bauern sind clevere Bewässerungsexperten

Oase Fayoum - Bewässerungssystem (c) IMG

Die ägyptische Bevölkerung wuchs und das Land brauchte mehr Nahrungsmittel, um seine Bewohner zu versorgen. Die Bauern mussten ihre Erträge steigern. Sie begannen damit, ihre Felder während der Trockenzeit zu bewässern. Sie bauten Wasserrückhaltebecken, zogen Kanäle um ihre Felder herum und leiteten Nilwasser hinein. Um die Oase Fayum in der Libyschen Wüste erstreckten sich große Sumpfgebiete. Hier legten Bauern die Sümpfe trocken und gewannen dadurch neue Anbauflächen.

 

Die Hyksos übernehmen die Macht am Nil

Pharao Ahmose kämpft gegen die Hyksos (c) Blofeld of Spectre

Mitte des 17. Jahrhunderts v. Christus war das Land durch viele Herrscherwechsel geschwächt. Der Staat war zerrissen. Im Norden fielen Nomadenvölker aus Palästina und Syrien ein. Es waren die Hyksos. Sie besaßen Pferde, Streitwagen und Zuggeschirre. So konnten sie neue Kampftechniken anwenden, mit denen sie die Ägypter überrannten. Zum ersten Mal waren die Ägypter anderen Völkern unterlegen. Sie wurden im Handstreich erobert und fielen unter die Herrschaft der Hyksos. Bis zum 15. Jahrhundert herrschten die Nomaden über die Ägypter. Die Hyksos regierten nur eineinhalb Jahrhunderte, sie prägten aber das Land nachhaltig. Die Einwanderer brachten Neuerungen in Metallurgie, Töpferei und Waffentechnik mit sich. Darüber hinaus revolutionierten sie die ägyptische Landwirtschaft. Sie erfanden Hilfsmittel für die ganzjährige Bewässerungswirtschaft. Überdies konnten sie Kanalsysteme bauen zur Trinkwasserversorgung von Palästen. Wurden davor Gärten noch mühsam mit Wasserträgern bewirtschaftet, so konnten mittels offener Kanalsysteme nun auch größere Flächen bestellt werden.

Das Ende des Mittleren Reiches

 

Nach fast 150 Jahren Fremdherrschaft kam die Wende. Die Ägypter griffen zu einer List. Heimlich bauten sie die Streitwagen der Hyksos nach, kopierten ihre Kampftechniken und schlugen die Nomaden mit ihren eigenen Waffen. Auf dem Bild links siehst du einen ägyptischen Pharao mit einem nachgebauten Streitwagen. Während dessen erwuchs den Ägyptern im Süden neuer Ärger. Die Nubier hatten zu ihrer alten Stärke zurück gefunden und eroberten ihre einstigen Gebiete zurück. Die Geschichtskundler sprechen von der Zweiten Zwischenzeit.