Die Massai sind ein stolzes Hirtenvolk

"Sidai kinotote" heißt "Schön, dich kennenzulernen" in der Sprache der Massai

Die Massai sind das bekannteste Nomadenvolk Ostafrikas. Einst waren sie gefürchtete Krieger. Sie glaubten, die Rinder wären ihnen von Gott versprochen und machten Jagd auf die Rinder anderer Völker.

             Vater und Sohn beim Rinderhüten

Auf dem Foto oben siehst du den 8jährigen Kimani, der in einem Massai Dorf in der Nähe von Arusha lebt. Er hütet mit seinem Vater die Rinder, sie sind der größte Stolz der Familie. Kimanis größtes Ziel ist es, einmal in die Schar der Krieger aufgenommen zu werden. Dann erhält er einen Speer wie sein Vater.

 

Die Geschichte der Massai

Die Massai wanderten um 1550 entlang des Nils aus dem Sudan und Ägypten nach Kenia und Tansania ein. Sie besaßen Kenntnisse über Ackerbau und Viehzucht. Im 18. Jahrhundert waren die Massai als „wilde Barbaren“ gefürchtet. Daher wurden ihre Gebiete von Bergvölkern, Arabern und Europäern gemieden. Im 19. Jahrhundert verloren die Massai durch Dürre, Rinderpest und Epidemien Land, Vieh und Wohlstand.

Während der britischen Verwaltungszeit wurde ihr Stammesgebiet durch die Einrichtung von Jagdrevieren und Nationalparks verkleinert. Auch die Unabhängigkeit von Kenia und Tansania in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat ihre Lage nicht verbessert. Die Massai wurden von den afrikanischen Regierungen diskriminiert. Bis heute ist ihr politischer Einfluss beschränkt. Heute werden immer mehr Massai sesshaft.

Ein Massai-Dorf

Die meisten Massai leben halbnomadisch. Sie haben Dörfer mit Hütten und einem Kral, so dass ihr Vieh vor wilden Tieren geschützt ist. Während der Trockenzeit ziehen die Männer mit ihren Rindern zu den fruchtbaren Weideplätzen.

                    

 

Die Frauen und Kinder bleiben im Dorf und versorgen das Kleinvieh. Nur alle paar Jahre errichten sie anderswo ein neues Dorf, abhängig von der Fruchtbarkeit der Landschaft. Immer mehr Massai schicken zumindest eines ihrer Kinder zur Schule. Während der Schulzeit tragen die jungen Massai Jeans, Turnschuhe und T-Shirts. Sie melden sich bei den Stammesältesten per Handy.

 

Leben in der Boma

Die Hütten der Massai sind aus getrocknetem Kuhdung, Lehm und einzelnen Holzpfosten aufgebaut. In den Hütten schlafen auch Kleintiere. Ständig brennt ein Feuer, das am Tag zum Kochen dient und die Moskitos fern hält. Abends  sorgt das Feuer für Wärme. Nur durch ein kleines Loch im Schlafraum fällt Tageslicht hinein.

                   

 

Als Schlafgelegenheit dienen Rinderfelle. Stühle, Tische oder Wandschmuck gibt es nicht, fliessendes Wasser und Toilette ebenso wenig. Der Vorteil: die Hütten sind schnell abgebaut, die Familie kann zügig mit ihren Herden weiterziehen, wenn Trockenheit herrscht.

Der Reichtum der Massai sind ihre Rinder

Früher zogen die Massai mit ihren Rinderherden durch die Hochebenen Kenias und Tansanias. Doch viele Massai sind seßhaft geworden. Sie leben in rundförmig angelegten Dörfern. Sie  verachten das Handwerk. Ackerbau ist Sache der Frauen. Ihr wertvollster Besitz sind ihre Rinderherden. Je mehr Rinder ein Mann besitzt, um so mehr wird er geachtet. Die Älteren hüten die Rinder, die Jungen kümmern sich um die Kälber. Jedes Rind bekommt einen Namen. Kimanis Vater besitzt 86 Rinder, und alle 86 Namen hat er im Kopf.

                   

Nachts werden die Tiere in einem eingezäunten Kral untergebracht. Oft tauchen Schakale auf, die nach Beute suchen. Dagegen haben die Massai ein natürliches Abwehrmittel: Sie pinkeln eine Urinspur rund um den Kral, so machen sie den Schakalen deutlich, dass dieses Revier ihnen gehört! Die Massai jagen keine wilden Tiere, mit einer Ausnahme, Löwen. Einen Löwen zu erlegen, gilt als wichtige Mutprobe für einen jungen Massai.

Massaikinder haben mehrere Mütter

Massai Junge in traditioneller TrachtKimani hat sieben Geschwister und zwei Mütter. Das liegt daran, dass sein Vater mit zwei Frauen verheiratet ist. Und beide Frauen gelten als seine Mama. Jede Frau hat eine eigene Hütte, Kimani lebt mit seinen Geschwistern in der Hütte von Naisila, seiner leiblichen Mutter. Die Hütten werden von den Frauen gemeinschaftlich gebaut. Sie bestehen aus Lehm, Kuhdung und sind mit Stroh überdacht. Auch Kimanis Vater wohnt in einer eigenen Hütte. Er versorgt die Tiere, und ist Mitglied im Ältestenrat. Die Ältesten regeln die Angelegenheiten der Gemeinschaft und beschließen, wann sie mit den Rindern auf Wanderschaft gehen.

Mädchen und Jungen wachsen unterschiedlich auf

Massaikinder hüten KälberMädchen und Jungen werden von Kind an unterschiedlich erzogen. Die Jungen bewachen die Kälber und Ziegenherden. Sie melken die Tiere und kümmern sich um das Wasserholen. Die Mädchen lernen Essen zuzubereiten, Feuerholz zu sammeln und Hütten zu bauen. Sie helfen außerdem beim Färben der Stoffe und dem Nähen der Kleider. Das traditionelle Kleid heißt Rubeka, es ist rot und sehr bequem. Alle Kinder müssen gehorchen und die Regeln der Gemeinschaft befolgen. Wenn sie ungehorsam sind, werden sie vom "kneifenden Mann" bestraft.

Auch die Schule bei den Massai funktioniert nach strengen Regeln 

 

Was die Massai essen

Massaifrau (c) William Warby Kimanis Mutter heißt Naisila. Sie trägt ihre Haare ganz kurz, denn die Tradition verlangt, dass Frauen und Kinder ihre Köpfe kahl rasieren. Mädchen und Frauen schmücken sich mit bunten Perlenketten. Ohrschmuck dürfen nur verheiratete Frauen tragen, wie die Mutter von Kimani. Hauptsächlich ernähren sich die Massai  von dem Fleisch und der Milch ihrer Ziegen. Rinder werden nur zu besonderen Festen geschlachtet und verzehrt. Sie essen auch Maisbrei und Bohnengerichte. Da die Massai keinen Feldbau betreiben, müssen sie Bohnen und Mais eintauschen. Zum Frühstück gibt es stark gesüßten Milchtee. Einige machen vormittags einen „Porridge“, einen flüssigen Brei aus Maismehl, Wasser, etwas Milch und Zucker. Zum Mittag gibt es meistens Milch und „Ugali“, eine Art Polenta, die aus Maisgrieß und Wasser zubereitet wird. Das Abendessen gleicht dem Mittagessen. Die Massai bereiten eine Spezialität zu, die es nur bei ihnen gibt: Sie zapfen ihren Kühen  Blut ab, vermischen es mit Milch und trinken es wie einen Cocktail.

Woran glauben die Massai?

Der Berg auf dem rechten Foto ist der 3000 Meter hohe Vulkan Ol Doinyo Lengai im Norden von Kenia. Die Massai nennen ihn den Berg Gottes. Sie glauben, dass hier ihre oberste Gottheit residiert.

         Nordtansania Ol Doinyo Lengai Vulkan (c) Clem23

 

Der Vulkan entstand in den Anfangszeiten der Erde. Er ist schon lange nicht mehr aktiv. Die Massai haben in der Ebene rund um den Vulkan ihre Dörfer angelegt. Diese bestehen aus einfachen Hütten und sind schnell aufgebaut.

Was spielen Massaikinder?

Kimani spielt mit seinen Freunden Speerwerfen und jagt Vögel oder Mäuse. Seine Schwestern spielen "Familie" und Versteckspiele. Ein Spiel spielen Jungs und Mädchen gemeinsam. Es heißt Dithwai und dreht sich um Rinder. Du brauchst dazu nur Sand und Steine. Jeder Spieler baut einen Kral für seine „Herde“, die aus 10 Steinen besteht. Der jüngste Spieler prägt sich die Merkmale seiner Steine ein und schließt dann die Augen. Jetzt nehmen die anderen Mitspieler einen seiner Stein und legen ihn in ihren Kral. Der jüngste Spieler muss nun versuchen, seine Steine wiederzuerkennen. Keine leichte Aufgabe. Danach kommen die anderen Spieler an die Reihe. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Steine besitzt.

 

 

Tänze und Gesänge der Massai

Woran die Massai glauben

Bei Märchen und Geschichten kannst du eine Geschichte hören über einen Maissaijungen bei der Löwenjagd