Wüsten- und Wanderheuschrecken

Wüstenheuschrecken sind eine alte Plage. Unter den Heuschrecken-Arten, die es in Afrika gibt, richten sie den größten Schaden an. Die Wüstenheuschrecken leben in der trockenen Sahelzone. Wenn sie losfliegen, dann verdüstert sich der Himmel.

Schon gewusst? Ein Heuschreckenschwarm reicht von weniger als einem Quadratkilometer bis zu mehreren 100 Quadratkilometern. Jeder Quadratkilometer eines Schwarms besteht aus 40 bis 80 Millionen erwachsenen Heuschrecken.

Wüstenheuschrecken vermehren sich rasch

Fällt ungewöhnlich viel Regen, vermehren sich Wüstenheuschrecken rasant. Nachdem sie Eier gelegt haben, schlüpft der Nachwuchs nach zehn Tagen. Dann dauert es fünf Wochen, bis den Jungtieren Flügel wachsen. Nach drei weiteren Wochen sind die Heuschrecken geschlechtsreif und legen Eier. Auf diese Weise kann eine Population bis zu viermal jährlich brüten und ihre Anzahl vervielfachen. Wenn es dann im Herbst trocken wird, konzentrieren sich die Heuschrecken zu Schwärmen und ziehen weiter. Sie lassen sich vom Wind treiben und legen bis zu 200 Kilometer am Tag zurück. Entdecken sie ein Getreidefeld, fallen sie darüber her und verputzen die Ernte. Wüstenheuschrecken fressen täglich so viel wie sie auch wiegen, etwa 2 Gramm.

Wann werden aus Heuschrecken Wanderheuschrecken?

Erst in den letzten Jahrzehnten weiß man genauer, wie ein Schwarm überhaupt entsteht. Übersteigt die Zahl der Heuschrecken ein bestimmtes Maß, werden Nachkommen hervorgebracht, die die typische Wanderform besitzen. Die Heuschrecken werden größer und dunkler, außerdem verfügen sie über größere Flügel. Wenn die Insekten in dichter Menge umherlaufen und sich gegenseitig auf die Hinterfüße treten, dann wird  das Schwarmverhalten ausgelöst. Es gibt keine Königin und kein Leittier, das angibt, wann es losgeht oder das die Richtung bestimmt.

Die Plage der Wanderheuschrecken

Die Menschen blicken mit großer Sorge auf die Regenzeiten. Wenn die Insekten einmal einen Schwarm gebildet haben, sind sie nur noch schwer zu bekämpfen. Dann wandern die Heuschrecken südwärts und fressen die Ernten im nu weg. Dann droht eine Hungersnot. Die verschiedenen Sahelländer haben ein Kontrollsystem aufgebaut, um die Schwärme zu bekämpfen. Doch das gelingt nicht immer.  

Zakaria Farah aus Somalia berichtet:
"Eines Tages in der Koranschule, in Somalia, ich war damals sieben Jahre alt. Der Lehrer war sehr nervös, er sagte, dass die Heuschrecken kommen. Draußen wurde der Himmel dunkel. Wir hatten Angst, man konnte nichts mehr sehen. Der Lehrer hat gesagt, wir sollen beten und schreien, um die Tiere aufzuscheuchen und zu vertreiben. Das hat meistens nichts gebracht. Die Heuschrecken sind erst wieder weitergezogen, wenn nichts mehr zu fressen übrig war. Dann sah man nur noch den Menschen, der weint. Bei uns an der Küste gab es Fische, und so konnten wir überleben. Aber weiter im Landesinnern, wo die Menschen von ihren Feldern leben, breitete sich der Hunger aus." Heute arbeitet Zakaria Farah als Chemiker am Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit der ETH Zürich