Völker und Sprachen

In Dschibuti leben die Afar und die Somali. Dschibuti ist vermutlich ein Wort aus der Sprache der Afar, einem Hirtenvolk im Norden des Landes. Es bezeichnet eine Matte aus Hanffasern, die zu jedem Nomadenhaushalt gehört. Dschibuti ist ein junges Land, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist 16 Jahre oder jünger. Amtssprachen sind Französisch und Arabisch, doch im Alltag sprechen die Völker ihre afrikanische Sprachen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist islamisch, ein Teil ist katholisch.

Die Afar

Wenn du durch die mondähnlichen Landschaften des Abbe-Sees reist und du triffst auf Menschen, dann sind es Afar. Die Nomaden haben hier in der gottverlassenen Danakil-Ebene Siedlungen gebaut, denn sie leben vom Salzabbau am See. Auf Kamelen transportieren sie das Salz ins Äthiopische Hochland.


                         

 

Die Afar sind Nomaden, die verstreut über Eritreas, Äthiopien und Dschibuti leben. Etwa 1,6 Millionen Afar zählen zu dem Nomadenvolk. Außer Salzabbau betreiben die Afar auch Viehzucht und Fischerei. Wegen der trockenen Böden halten sie hauptsächlich Ziegen und Kamele.

Die Dörfer der Afar

Die Dörfer der Afar bestehen aus halbrunden Zeltbauten, die aus Zweigen und geflochtenen Matten gebaut sind. Der Bau der Zelte ist traditionell Aufgabe der Frauen und Mädchen. Der Zeltbau besteht nur aus einem Raum, in dem alle schlafen. Gekocht wird vor dem Zelt. Das Dorf wird mit Zäunen aus Dornen eingesäumt, um es vor Hyänen und anderen Raubtieren zu schützen. In den Dörfern wird das Land unter den Clans aufgeteilt. Dann werden die Ziegen gekennzeichnet, so dass klar ist, welche Ziegen auf welchen Feldern weiden dürfen. Wasser ist das Schlüsselwort im Dorf. Denn Wasser fehlt hier am meisten. Jeden Morgen versammeln sich die Frauen um den Brunnen und holen Wasser. Dabei tauschen sie Nachrichten aus und auch Waren gehen hin und her. So ist das Wasserholen auch immer ein soziales Ereignis. Wasser ist knapp, doch die Dorfbewohner versuchen, kleine Gemüsegärten oder Mangobäume zu pflanzen. Das Aufwachsen in einer Hirtenfamilie ist beschwerlich aber auch spannend. Die Kinder der Afar lernen schon mit vier oder fünf Jahren, die Ziegen zu hüten und zu melken. Denn Milch ist ein wichtiges Nahrungsmittel.

Die Afar leben in Clans

Die Afar fühlen sich keiner Nation zugehörig, sondern ihrem Clan oder Stamm. Sie leben in vier Sultanaten, die wiederum in etliche Scheichtümer unterteilt sind. Die Afar selbst jedoch unterteilen sich in zwei Hauptstämme, die "roten" und die "weißen" Afar und Dutzende Unterstämme. Die kleinste Einheit bildet der Clan, der manchmal aus 100 oder mehr Familienmitgliedern besteht. Die Afar sind durch arabische Einwanderer islamisiert worden, doch sie haben auch ihre afrikanische Religion beibehalten. Dazu gehört der Ahnenglaube und die Bedeutung der Totems für einen Clan. Die Sprache der Afar gehört zur kuschitischen Sprachfamilie. Sie klingt aufgrund ihrer vielfältigen Kehllaute sehr rau.

Die Afar lieben Musik und Tanz

Die Kinder besuchen Wanderschulen oder Kamelschulen, die durch ihr Gebiet reisen. Die meisten Älteren können weder lesen noch schreiben. Doch sie besitzen eine reiche Tradition an Dichtkunst und Märchen, die sie mündlich an ihre Kinder weiter geben. Die Afar feiern gern. Dabei wird getanzt und Musik gemacht. Unter den anderen Völkern gelten die Afar als leicht reizbar und gefährlich. Ein männlicher Afar verlässt nie unbewaffnet das Haus. Weit verbreitet ist die Droge Kath. Die bitteren Blätter werden überall an der Ostküste gehandelt. Sie werden gekaut und versetzen die Menschen in einen leichten Rauschzustand.

 

Grausame Riten

Eine grausame Tradition der Afar ist die weibliche Genitalverstümmelung. Frauen nehmen diese Verstümmelung schon an den weiblichen Babys in der ersten Lebenswoche vor. Diese Verstümmelung ist nicht nur grausam und schmerzhaft. Sie sind die häufigste Todesursache der Afar-Mädchen. Die Vereinigung Ärzte der Welt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Afar zu überzeugen, dass sie ihre Mädchen nicht mehr verstümmeln. Gottseidank setzt sich in der Bevölkerung langsam das Bewußtsein durch, dass die Verstümmelung schädlich ist.

Nützliche Riten

Schon gewusst? Die Afar besitzen sehr gepflegte Zähne, denn das Zähneputzen gehört zu ihren ältesten Kulturtechniken. Lange bevor in Europa das Zähneputzen geläufig war, gehörte das Zähneputzen zum täglichen Reinigungsritual der Nomaden. Sie reinigen ihre Zähne mit der Miswak, der Knospe oder Wurzel des Zahnbürstenbaumes. Dieser Baum wächst in den Halbwüsten von Ostafrika. In der Nähe fast jeden Dorfes befindet sich solch ein Baum. Er wächst auf sandigen Böden und ist das ganze Jahr über grün. Somit ist er ein idealer Schattenspender. Antilopen schätzen seine Blätter und Knospen. Die Menschen nutzen seine Zweige als Zahnbürste. Ein etwa 20 cm langes Zweigstück wird angekaut, bis ein Ende borstig und ausgefranst ist. Damit werden dann die Zähne gesäubert.

Leben in der Stadt

Kinder in Dschibuti-Stadt müssen auch schon in jungen Jahren zu Hause oder auf den Märkten mithelfen. Der Großteil der Dschibutis lebt an der Armutsgrenze. Für die Kinder ist Armut ein großer Nachteil. Die meisten erhalten keine gute Ausbildung und müssen schon früh zum Familieneinkommen beitragen. Für Mädchen ist es besonders hart, viele werden häufig schon mit 14 oder 15 Jahren zwangsverheiratet. Auf dem Foto links siehst du, wie eine neue Wasserverteilungsstelle eingerichtet wird. Wasser ist knapp, und nur wenige Haushalte besitzen fliessendes Wasser.

Leben auf dem Land

Das Leben auf dem Land ist noch sehr traditionell und bäuerlich. Die meisten leben von der Viehzucht, an den Küsten leben die Bewohner vom Fischfang. Nicht jedes Dorf besitzt eine Schule. Die Kinder müssen oft stundenlange Schulwege auf sich nehmen, um zur nächsten Dorfschule zu gelangen. Die Frauen arbeiten auf den Feldern, holen Wasser, sammeln Holz oder bereiten würdevoll die Teezeremonie vor. Sie sind die Stützen des Dorfes und kümmern sich um die Älteren und Schwachen. Frauen betreiben auch kleine Handwerksbetriebe. Sie fertigen auch den Doum-Palmen Körbe, die sie mit Naturfarben verzieren. Sie basteln Ohrringe und Portemonnaies aus Perlen, die sie an Touristen verkaufen. Damit erwirtschaften sie übers Jahr ein zusätzliches Einkommen.  

Berühmte Persönlichkeit: Der Schriftsteller Arthur Rimbaud