Marhaba, willkommen in Eritrea, am Horn von Afrika!
In Eritrea entdeckst du auf Korallen gebaute Städte, bunte Märkte und lange Badestrände. Schnorchelst du gerne? Dann begegnest du vielleicht einem Verwandten von Nemo, dem bunten Clownsfisch.
Lage und Landschaften
Eritrea ist ein kleines Land im Nordosten Afrikas. Der Name Eritrea stammt aus dem Griechischen und bedeutet Rotes Meer, denn das Land grenzt im Osten an das Rote Meer. Die Nachbarländer sind Sudan, Äthiopien und Dschibuti.
Das zentrale Hochland von Eritrea gleicht dem Hochland von Äthiopien. Es besteht aus grünem Bergland mit hohen Bergen und sanften Hügelketten. Der höchste Punkt von Eritrea ist der Soyra, ein 3018 m hoher Berg südöstlich der Hauptstadt Asmara. Eritrea besitzt einen 1000 Kilometer langen Küstenstreifen am Roten Meer. Die Küste wird von wunderschönen Sandstränden gesäumt. Die Dahlak-Inseln vor der Küste von Eritrea sind von Korallenriffen umgeben. Die Küstenregionen sind von Trockensavannen bedeckt, hier ist es sehr heiß. Nur in den Hochebenen herrscht gemäßigtes Klima.
Eine Wüste für Abenteurer
Die Danakil Wüste liegt an der Küste des Roten Meeres. Sie reicht von Eritrea bis nach Dschibuti und Äthiopien. Sie ist eines der lebensfeindlichsten Gebiete der Welt. Sie ist mit einer Fläche von 136.956 km² riesig. Es gibt dort kein Wasser, keine Pflanzen und fast keine Tiere.
Mächtige Salzablagerungen und versteinerte Korallen bedecken den Wüstenboden, sie zeugen davon, dass sich hier einmal ein Ozean befand. Inmitten dieser Wüste findet man Salzseen, die Flamingos anziehen. Immer wieder zieht es Abenteurer in die Danakil Wüste. Nur wenigen ist es bisher gelungen, sie zu durchqueren. Diese Wüste zählt zu den geologisch aktivsten Gebiete unseres Planeten mit großen noch aktiven Vulkanen. Auf dem Foto oben siehst du den Erta Ale Vulkan, der noch aktiv ist.
Tierwelt
Kennst du den Film Findet Nemo? Bei einem Tauchgang vor der Küste von Eritrea kannst du den Clownsfisch entdecken.
Der Dahlak Marine National Park liegt am Roten Meer und ist ein wahres Tierparadies. Hier kannst du tauchen und die einzigartige Unterwasserwelt des Roten Meeres erleben. Denn die bunten Korallenlandschaften und ihre farbenprächtigen Fische konnten sich hier nahezu ungestört von der Zivilisation entwickeln.
Asmara - die Hauptstadt von Eritrea
Asmara liegt in der Mitte des Landes. Die Hauptstadt von Eritrea wurde früher "piccolo Roma" genannt. Denn Asmara wurde von der ehemaligen italienischen Kolonialmacht ganz nach dem Vorbild Roms gestaltet. Regierungsgebäuden, Kirchen und Häuser sind wie eine Mischung aus italienischer Kleinstadt und aufstrebender Metropole. Asmara ist eine Großstadt mit sauberen, sicheren Straßen und einem gut funktionierenden, öffentlichen Verkehr.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die Kathedrale im Stadtzentrum und das Nationalmuseum von Eritrea, das in einem Palast aus der italienischen Kolonialzeit untergebracht ist. Die wichtigsten Hafenstädte sind Massawa und Assab.
Die Märkte von Asmara
Das Treiben auf den Märkten von Asmara ist ein Erlebnis, denn hier bieten nicht nur Gemüse- und Fischhändler ihre Waren an. Hier arbeiten Handwerker und Künstler auf den Straßen und man kann ihnen bei der Arbeit zusehen. Die Gemüsehändler bieten Paprika, Zwiebeln, Tomaten, Mais und Kohl an. Exotische Früchte, Gewürze, Kaffee und Honig kann man hier ebenso kaufen wie alle Arten von Fischen und Meeresfrüchten. Die Handwerkern und Künstler preisen ihre Waren an wie auf einem arabischen Basar. Vor den Geschäften und Bars sitzen die Männer zusammen und halten ihre Kaffeezeremonie ab.
Völker und Sprachen
Eritrea ist dünn besiedelt. Die meisten der fünf Millionen Einwohner leben in den Küstengebieten, da das Rote Meer eine unerschöpfliche Nahrungsquelle bietet. Neun Völker gibt es in Eritrea. Mehr als die Hälfte der Bewohner gehören zu den Tigrinya. Die Amtssprachen des Landes sind Englisch, Tigrinya und Arabisch. Oft wirst du von den Eritreern mit dem arabischen Gruß Marhaban begrüßt, denn eine Hälfte der Eritreer gehört dem Islam an. Die andere Hälfte gehört der christlichen Religion an. Die Eritreer sind tolerant, was die Religion betrifft. Es gibt wenig Konflikte zwischen Christen und Moslems. Das Leben von Männern und Frauen ist getrennt.
Mädchen werden früh verheiratet
Von Mädchen wird erwartet, dass sie früh heiraten, meist schon zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr. Oft fädeln die Eltern die Heirat mit den zukünftigen Ehemännern ein. Zwangsheiraten kommen leider häufig vor. Die Hochzeit wird festlich gefeiert, und für die meisten Mädchen ist sie das wichtigste Ereignis in ihrem Leben. Alle hoffen, dass die Braut bald viele Kinder bekommt, denn Kinder werden immer noch als wichtigste Altersvorsorge betrachtet. Es wird schlicht von den Kindern erwartet, dass sie sich um die Eltern und alten Verwandten kümmern und sie versorgen. Leider gehört Eritrea zu den afrikanischen Ländern, in denen Mädchen genital verstümmelt werden. Laut Terre des Femmes sind 80 Prozent der Mädchen davon betroffen. Die derzeitige Regierung versucht die Bevölkerung aufzuklären und die Genitalverstümmelung zu bannen. Doch vor allem auf dem Land hält die Bevölkerung an der grausamen Tradition fest.
Sehenswürdigkeiten
Sieht unscheinbar aus, denkst du vielleicht bei diesem Foto. Aber unter diesen steinernen Säulen verbirgt sich eine spannende Geschichte. Die Säulen, man nennt sie auch Stelen, findest du in Qohaito im Süden von Eritrea. Die Siedlung in der Nähe von Adulis bestand bereits vor der Zeitenwende, vielleicht 1000 Jahre vor Christus. Die Bewohner kannten damals schon eine Schrift und hinterließen zahlreiche Dokumente. In Qohaito kannst du viele alte Gräber von Herrschern besuchen, die den Handel zwischen Afrika und Arabien beherrschten.
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Massawa, eine Stadt auf Korallen gebaut
Die Hafenstadt Massawa ist vor allem wegen ihrer zauberhaften Altstadt bekannt. Der Hafen und die Altstadt befinden sich auf einer Koralleninsel. Die Stadt ist zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert von Ägyptern und Türken erbaut worden. Die Straßen sind eng und verwinkelt. Die Gebäude erstrahlen weiß.
Feste und Feierlichkeiten
Die Eritreer feiern gerne und ausgiebig. Allerdings haben sie feste Tabus, was Fasten, Essen und Feierlichkeiten betrifft. Vor den großen religiösen Feiertagen werden lange Fastenzeiten eingehalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Moslems oder Christen sind. Alle fasten! An den Festtagen gibt es dann ein großes Festmahl. Bei Hochzeiten oder Beerdigungen ist es in Eritrea undenkbar, den Gästen kein frisches Fleisch anzubieten, auch wenn es sich die Familien kaum leisten können. Häufig gehört das Schlachten eines Tieres auch zur Zeremonie. Bei jedem Fest wird Musik gespielt und getanzt. So ist auch ein Musikfest das größte Ereignis des Landes, das Festival Expo. Jeden Sommer wird es in der Hauptstadt Asmara veranstaltet. Musikgruppen und Tänzer aus allen Teilen des Landes treten dabei auf. Auf dem Foto links siehst du Eritreerinnen bei einem traditionellen Tanz.
Schulen und Bildung
In Eritrea gilt Schulpflicht für Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren. Trotzdem besuchen nur zwei Drittel aller Kinder eine Grundschule. Noch weit weniger schaffen den Sprung auf eine weiterführende Schule. Das liegt nicht daran, dass die Kinder in Eritrea keine Bildung wollen, sondern daran, dass sie zum Einkommen ihrer Familie beitragen müssen. Hinzu kommt, dass die Schulen oft schlecht ausgestattet sind. Die meisten Schulgebäude sind alt und baufällig, die Toiletten befinden sich in einem schlechten Zustand, und viele Klassen sind überfüllt. Oft sitzen 60 Schüler oder mehr in einer Klasse. Schulsprache ist arabisch in den muslimischen Gebieten, Tigrinya in den christlichen Gebieten. Ab dem 3. Schuljahr ist Englisch Pflichtfach. Leider sind die Mädchen in der Bildung benachteiligt. Die meisten Eritreer gehen davon aus, dass Mädchen früh heiraten und Bildung Verschwendung wäre. So kommt es, dass ein Drittel der Eritreer Analphabeten sind.
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Sport und Spiel
Die meisten Kinder arbeiten auf den Feldern, helfen beim Fischfang oder erledigen Hilfsdienste auf den Märkten. Haben sie da noch Zeit um zu spielen? Na klar, überall in Afrika entwickeln Kinder viel Phantasie, um Dinge aus dem Alltag als Spielzeug umzufunktionieren. Dieser Junge hat sich einen alten Reifen beschafft, mehr braucht es nicht um eines der beliebtesten Spiele zu spielen: Reifentreiben. Damit veranstalten Jungs Wettbewerbe. Mädchen machen Murmelspiele oder ähnliche Seil- und Springspiele wie du.
Wirtschaft und Bodenschätze
In Eritrea beziehen die meisten ihr Einkommen aus der Landwirtschaft. Doch die Industrie befindet sich immer mehr im Vormarsch.
Landwirtschaft
Drei Viertel der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft oder im Fischfang. Auch kleine Kinder helfen schon bei der Landwirtschaft mit, denn es gibt einfach viel zu tun. Sie kümmern sich um die kleinen Tiere, füttern sie oder holen Wasser am Brunnen. Denn in zahlreichen Häusern gibt es kein fliessendes Wasser. Auf den Feldern wird vor allem Getreide, Baumwolle, Mais, Gemüse und eine Vielzahl an verschiedenen Obstsorten angebaut. Trotzdem müssen Nahrungsmittel importiert werden. Denn durch die langen Kriegsjahre wie auch durch viele Dürren kommt es immer wieder zu schweren Hungersnöten.
Bodenschätze
Eritrea verfügt über wertvolle Bodenschätze wie Gold, Silber, Kupfer, Schwefel, Nickel, Zink und Eisen. Diese Rohstoffe exportiert Eritrea schon seit längerer Zeit. Meersalz wird in der Nähe von Massawa gewonnen. Es wird nicht mehr wie früher mühsam mit Hacke und Spaten abgebaut sondern mit großen Baggern. Im Land gibt es auch verschiedene Industrien wie Zement-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie. Bekannt ist Eritrea vor allem für seine Brauereien. Im Schnitt verdient ein Eritreer weniger als 280 US-Dollar im Jahr. Damit zählt Eritrea zu den armen Ländern Afrikas. Die Bevölkerung ist verarmt, es fehlt an Schulen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Auf dem Bild rechts siehst du Eritreerinnen beim Herstellen von rotem Chilipfeffer, dem beliebtesten Gewürz im Land.
Die Geschichte von Eritrea
Man weiß nicht genau, wer die Ureinwohner Eritreas waren. In den frühesten Reiseberichten werden die Bescha und Argau erwähnt. Sie waren Nomadenvölker, die von der Viehzucht und der Landwirtschaft lebten. Etwa 400 vor Christus kamen Einwanderer aus dem südlichen Arabien ins Land. Sie gelangten mit ihren Einmast-Segelbooten an die Küste Eritreas und ließen sich hier nieder. Die fischreichen Küsten boten reiche Nahrung, und die landschaftliche Schönheit der Gegend lud viele ein, dauerhaft hier zu bleiben. Die günstige Lage am Roten Meer bot viele Vorteile für den Handel, doch für die Bevölkerung war sie eine Bedrohung. Denn einige Großmächte versuchten, das Land für sich einzunehmen und seine Häfen zu besetzen. Rechts im Bild siehst du Eritreerinnen in Festtagskleidung.
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Eritrea heute
Eritrea ist seit 1993 ein eigenständiger Staat. Anfangs galt das Land als der beste Staat Afrikas mit einer vorbildlichen Verfassung. Heute wird Eritrea mit eiserner Hand regiert. In Eritrea besteht ein Einparteiensystem. Die herrschende Partei nennt sich Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit. Ist Eritrea eine Demokratie? Leider nein. Die Menschen werden unterdrückt, Minderheiten sind von politischen Entscheidungen ausgeschlossen. Der Diktator Isayas Afewerki ist seit 25 Jahren an der Macht. Er sorgt dafür, dass das kleine ostafrikanische Land abgeschottet ist. Internationale Beobachter dürfen nicht ins Land. Pressefreiheit gibt es kaum, das berichten die „Reporter ohne Grenzen“. Wer es wagt, den Diktator zu kritisieren, der verschwindet von einem Tag auf den anderen. Flüchtlinge berichten von dem Zwang zum Militärdienst und von willkürlichen Verhaftungen. Deshalb flüchten Eritreer, bevor sie volljährig werden. Denn Männer und Frauen zwischen 18 und 50 können jederzeit eingezogen werden. Ohne Angabe, wann der Militärdienst endet. Warum? Der Diktatur behauptet, dass Eritrea von feindlichen Nachbarn bedroht wird.
Viele wünschen sich demokratische Verhältnisse. Die älteren Menschen hoffen, dass der alte Diktator bald abgesetzt wird. Sie sind traurig, dass ihre Kinder sie verlassen und vielleicht für immer im Ausland bleiben. Doch die jungen Eritreer haben diese Hoffnung aufgegeben. Sie wandern lieber aus, als dass sie darauf warten, dass sich im Land etwas zum Guten ändert. Wie steht es mit den Kinderrechten in Eritrea? Leider nicht gut, denn die Voraussetzung dafür fehlt: Freiheit, fair bezahlte Arbeit und die Wahrung der Menschenrechte! Auf dem Wandbild oben hat ein eritreischer Künstler die Stimmung in der Bevölkerung festgehalten. Die Regierung verbreitet Kriegsangst, um zahlreiche junge Eritreer zum Kriegsdienst zu verpflichten. Doch die Jugend will in Frieden leben und sich eine Zukunft aufbauen.
Schon gewusst? Während des mehr als 30jährigen Krieges haben über 30 000 Eritreer Zuflucht in Deutschland gefunden. Damit ist Deutschland das größte eritreische Exil in Europa.
Geschichten aus Eritrea
In Eritrea werden viele Geschichten aus der Bibel erzählt wie zum Beispiel die Geschichte über König Salomon und die Königin von Saba. Ebenso beliebt sind Tierfabeln.
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