Völker und Sprachen

Egal, ob du mit dem Bus, dem Zug oder dem Boot unterwegs bist, überall hörst du in Kamerun Hühner gackern. In geflochtenen Körben tragen die Kameruner lebende Hühner mit sich. Denn ein Hahn gilt als traditionelles Gastgeschenk.

Kamerun ist der Schmelztiegel Afrikas

Heute leben 200 Völker in Kamerun. Zu den bekanntesten Völkern zählen die Douala, die Fulbe und die Bamileke. Das liegt daran, dass sich in Kamerun die Handelsrouten von Westafrika mit den südlichen Handelsrouten kreuzen. Im Lauf der Jahrhunderte drängten zahlreiche Völker in das Gebiet. Es waren Handelsvölker aus dem Sudan und Bantuvölker aus dem Süden. Ihr Ziel war der Atlantik, das Tor zur Welt.  

                       Familie in Kamerun

 

Im Norden Kameruns, am Tschadsee und an den Berghängen südlich vom Tschadsee, leben Sudanvölker. Sie haben sich nicht islamisieren lassen und halten an ihren alten Naturreligionen fest. Deshalb werden sie von den Moslems "Kirdi" genannt, das bedeutet Ungläubige. Sie sind geschickte Bauern und  kunstfertige Handwerker. Im Ort Siki kannst du afrikanisches Landleben erkunden: Die Einheimischen erzählen viel über ihre Handwerkskünste, über die zwei Palaverbäume des Ortes und den Anbau von Hirse, Tabak und anderen Nutzpflanzen. Der Besuch des Krabbenorakels ist ein ganz besonderes Erlebnis. Ob er tatsächlich die Zukunft vorhersagen kann? Die Einwohner glauben fest daran. Wenn man nach dem Orakel hungrig ist, kann man sich mit einer einheimischen Mahlzeit, einem feurigen Eintopf und Hirsebier stärken. Auf dem Foto rechts siehst du einen Medizinmann, der gerade ein Krabbenorakel abhält.

 

Die Fulbe sind ein Hirtenvolk aus dem Inneren von Westafrika. Sie sind Islamgläubige, die sich im 19. Jahrhundert die Vorherrschaft im Norden erobert haben. Sie besetzen die wichtigsten Regierungsämter und bestimmen die Politik in Kamerun. Sie betreiben Viehwirtschaft und treiben Handel. Das ungewöhnlichste Volk sind die Wodaabe, eine Untergruppe der Fulbe. Sei wandern mit ihren Rinderherden durch den Sahel. Ihr Name bedeutet „Vögel der Wildnis“, denn sie leben frei wie Vögel. Sie sammeln keinen Besitz an, sie haben keine Hierarchien und sie wandern dorthin, wo gerade Regen fällt.

Mehr über die Wodaabe

 

Die Völker im Kameruner Grasland

Das  Kameruner Grasland ist das Übergangsgebiet zwischen den Savannen im Norden und den südlichen Wäldern. Hier leben die Volksgruppen der Tikar, der Bamileke und die Bamun. Die Bamileke und Bamun sind Farmer, viele leben auch vom Handel oder arbeiten in der Verwaltung. Sie wurden lange Zeit von der Regierung ausgeschlossen, doch heute kämpfen sie um politische Beteiligung. Die Dörfer der Bamileke bestehen aus einfachen, hüttenartigen Häusern mit Wellblechdächern. Das Leben ist einfach und wird bestimmt von der Landwirtschaft. Die Kinder helfen im Haushalt mit, beaufsichtigen die jüngeren Geschwister und kümmern sich um Wasserholen und Kleinvieh. Die Völker des Kameruner Graslandes wurden wegen ihrer hoch entwickelten Hofkunst berühmt. Vor allem ihre kunstvoll gefertigten Masken, Figuren, Trommeln und Hocker sowie Glasperlenapplikationen sind begehrte Kunstwerke.

 

Waldvölker leben vom Tauschhandel

In den Regenwäldern von Kamerun leben Pygmäenvölker. Die Europäer haben die Waldvölker abwertend Pygmäen genannt wegen ihres kleinen Körperwuchses. Doch sie haben das Wissen der Waldvölker und ihren klugen Umgang mit der Natur unterschätzt. Ein Teil der Waldvölker lebt nomadisch und zieht noch durch die Wälder und ernährt sich von der Jagd. Ein Teil ist sesshaft geworden und siedelt an den Waldrändern. Diese treiben Tauschhandel mit den Bantuvölkern, die an den Waldrändern leben und Ackerbau betreiben. Mehr über die Pygmäen 

Höre die Musik der Baka Pygmäen

Die vielen Sprachen Kameruns

Viele Kameruner sprechen englisch oder französisch, denn Kamerun war vor mehr als hundert Jahren eine Kolonie von Engländern und Franzosen. Auch Deutschland beanspruchte zeitweise ein Gebiet als Kolonie. Trotz der europäischen Vorherrschaft haben die Völker Kameruns ihre afrikanischen Sprachen erhalten. In den Großstädten sprechen viele eine Art Pidgin Englisch, ein Sprachgemisch aus Englisch und afrikanischer Sprache. Die Waldvölker sprechen eine eigene Sprache.

 

Feste in Kamerun

In Kamerun feiern die Bewohner jährlich am 20. Mai ihren Nationalfeiertag. Der Höhepunkt ist eine Parade in der Hauptstadt, die stundenlang dauert. Die Kinder nehmen festlich gekleidet an der Parade teil. Neben islamischen und christlichen Feiertagen findet in der Bamileke-Region alljährlich das farbenprächtige Bamoun Festival statt. Die Bamileke tanzen traditionelle Tänze, dabei tragen sie Kostüme aus Raffiabast.