Völker und Sprachen

Madagaskar wurde erst vor etwa 2300 Jahren besiedelt. Die neuen Siedler kamen aus verschiedenen Erdteilen: aus Indonesien, Afrika und dem arabischen Raum. Der erste Europäer, der die Insel betrat, war der portugiesische Seefahrer Diego Dias. Er entdeckte sie am 10. August 1500 und nannte sie São Lorenço. Ihren heutigen Namen hat sie von Marco Polo, dem italienischen Forscher. Er beschrieb eine afrikanische Insel mit unaussprechlichem Reichtum als Madeigascar. Die italienischen Kartographen der Renaissance verwendeten ab dem Zeitpunkt den Namen Madagaskar. Im 17. Jahrhundert begannen auch die Einheimischen, ihre Insel Madagaskar zu nennen. Zuvor hieß sie bei vielen "Nosim-Dambo" – "Insel der wilden Schweine".

Mutter und Kind in Madagaskar (c) Steve Evans

Mädchen auf Madagaskar (c) saveoursmile

Hiragasy - Tänzer in Madagaskar (c) Saveoursmile

 

Auf Madagaskar leben viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, die "foko" genannt werden. Die Bevölkerung ist in 18 Stämme unterteilt, je nach den Grenzen von ehemaligen Königreichen. Die Mehrheit lebt auf dem Land. Doch immer mehr Madagassen ziehen in die großen Städte, denn die Verdienstmöglichkeiten sind dort sehr viel besser. Die Familien sind groß, die Mehrheit der Kinder wächst mit fünf oder mehr Geschwistern auf.

 

Sprache und Religion

Die Madagassen sind aufgrund ihrer Herkunft sehr verschieden, doch alle eint die gemeinsame Sprache Malagasy. Diese Sprache ist nicht mit Swahili verwandt, der Sprache, die die meisten Bewohner von Ostafrika sprechen, sondern ähnelt dem Malaiischen, das in Malaysia und Indonesien gesprochen wird. Die Inselbewohner grenzen sich auch kulturell von Afrika ab, sehen ihre Insel fast als eigenen Kontinent. Viele Madagassen sprechen auch Französisch. Das liegt daran, dass Madagaskar lange Zeit eine französische Kolonie war. Seither spielt neben der traditionellen Naturreligion auch die christliche Religion auf der Insel eine große Rolle. Knapp über die Hälfte der Einwohner Madagaskars gehört einer afrikanischen, traditionellen Religion an wie dem Ahnenkult oder dem Animismus. So ist es in vielen Dörfern üblich, dass ein Raum für die Ahnen freigehalten wird. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung sind Christen, etwa 7 Prozent sind Muslime. Christliche Feiertage zählen zu den großen Festen.

Viele Frauen sind berufstätig

Ein großer Teil der Frauen trägt zum Familieneinkommen bei. Die meisten arbeiten in der Landwirtschaft oder in den verarbeitenden Industrien. Auf dem Land sind Frauen oft gebildeter als Männer und setzen sich für eine Modernisierung der Landwirtschaft ein. In der Wirtschaft und in der Regierung sind jedoch wenige Frauen aktiv. Erst langsam beginnt in Madagaskar ein Umdenken, was die Stellung der Frau betrifft. Die Madagassen sind ein "junges" Volk, mehr als die Hälfte der Bewohner ist unter 18 Jahre alt. Der Tänzer auf dem Foto links oben tanzt den Hiragasy Tanz, den indonesische Einwanderer nach Madagaskar brachten.

Die Madagassen und die Musik

Die Madagassen sind bekannt dafür, dass sie zu jeder Gelegenheit Musik machen. In den Straßen hört man Jazz, Chansons und westlich geprägten Pop-Musik, auf den Dörfern wird traditionelle Volksmusik gespielt. In den Küstenregionen ertönt Tanzmusik, die salegi genannt wird. Das bekannteste Musikinstrument Madagaskars ist die berühmte Bambus-Harfe, die valiha genannt wird. Die Inselbewohner sind unglaublich erfinderisch im Herstellen von Musikinstrumenten. Sie bauen Trommeln aus Tierfellen, Blasinstrumente aus Seemuscheln und eine Art Alpenhorn aus Rinderhörnern. Links im Bild siehst du den vierjährigen Jungen Ando, der auf zwei Dosen spielt, aus denen er eine Trommel gebastelt hat.

So leben Kinder auf Madagaskar

Mahera (6), Nirina (5) und Zara (3) leben in einem Dorf im Norden der Insel. Sie haben nicht immer Zeit zu spielen. Mahera geht schon in die Schule. Mahera: „Ich stehe um 6 Uhr auf, zum Frühstück gibt es nichts. Erst in der Schule zur großen Pause um 10 gibt es einen Teller Mais. Ich mag viel lieber Bohnen. Aber die gibt es so gut wie nie.“ Nirina mag am liebsten „Reis und Fleisch. Aber Fleisch habe ich zuletzt Weihnachten gegessen.“ Nachmittags helfen die drei zu Hause mit, denn im Dorf helfen alle zusammen. Mahera, Nirina und Zara sammeln am Meer Muscheln und Krebse. Meist sind auch andere Frauen aus dem Dorf dabei, denn Fisch ist ein wichtiges Nahrungsmittel. Mahera sammelt auch mit ihrer Mama Kaktus-Früchte. Die Früchte schmecken so ähnlich wie Kiwis. Mit einer langen Stange werden die Früchte von den Kakteen geangelt. Da muss man vorsichtig sein, denn Kakteen-Blätter haben spitze Dornen. Ihre Brüder spielen mit Freunden Fußball, danach sammeln sie Feuerholz. Die Familie bewohnt eine kleine Hütte aus Holz und Stroh. In dem einzigen Raum leben die Geschwister, die Mutter und die Oma. Der Vater ist schon vor vielen Jahren aus dem Dorf weggegangen, um woanders Geld zu verdienen. Abends wird Feuer gemacht und gekocht. Alle müssen mithelfen. Die Frauen haben genügend Muscheln gesammelt für eine leckere Muschelsuppe. Bevor es ins Bett geht erzählt die Oma noch eine Geschichte.

 

Bekannte Persönlichkeiten

Die Musiker von Madagaskar sind die besten Botschafter der Insel. Viele Musiker verlassen die Insel nie. Sie schreiben und produzieren ihre Songs unter einfachsten Studiobedingungen und machen das beste daraus. Der madagassische Gitarrist D'Gary wurde mit seinen Aufnahmen international berühmt. Höre einen der Hits, die gerade auf Madagaskar gespielt werden: Malaso