Wirtschaft und Bodenschätze

Marokko ist ein wirtschaftlich stabiles Land mit einer freien Marktwirtschaft. Die Landwirtschaft ist von großer Bedeutung, aber auch zahlreiche Bodenschätze finden sich in Marokko. Daher werden Bergbau und Industrie immer wichtiger.

Landwirtschaft und Fischerei

 

Etwa die Hälfte der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, der Fischerei und im Bergbau. Der größte Teil der Landwirtschaft konzentriert sich auf die Küstenebenen und die Talbecken um Marrakesch und Fes. Hier werden Zitrusfrüchte und Gemüse für den Export angebaut. Argan-Öl, das "weiße Gold" von Marokko, wird auch in den Küstenebenen angebaut. Die Marokkaner nutzen es als Heilmittel, die Exporteure verkaufen es als Kosmetikum zu hohen Preisen. Im Norden von Marokko, im Rifgebirge, wird Hanf angebaut. Etwa eine Million Menschen leben davon, denn aus Hanf wird das begehrte Haschisch gewonnen. Zwar ist der Handel mit Haschisch verboten, doch kaum einer kümmert sich darum. Denn Haschisch ist für die Bevölkerung ein einträgliches Geschäft.

                      

Vom traditionellen Fischfang können viele Fischer heute nicht mehr leben, denn die Küsten sind durch den industriellen Fischfang leer gefischt. Mehr als 750 000 Tonnen Fisch werden jährlich gefangen. Seither versucht die marokkanische Regierung, einen "blauen Gürtel" um seine Küsten zu ziehen. Hier soll nur noch nachhaltig gefischt werden, um den Fischbestand zu erhalten.

Schon gewusst? Wie kommen Nordseegarnelen nach Marokko? Schuld daran ist die sogenannte "Pulindustrie". Gekochte Nordseegarnelen werden nach Marokko gebracht, weil das Pulen dort 20-mal billiger ist als in Deutschland das Maschinenpulen. Die Jobs sind vor allem bei Frauen begehrt, denn sie verdienen damit etwa 150 Euro im Monat. Damit können sie die Miete für die ganze Familie bezahlen. Wenn die Garnelen nach Deutschland zurückkommen, sind sie schon drei Wochen alt.

Industrie und Bodenschätze

Besonders wichtig für Marokkos Wirtschaft ist die Phosphatgewinnung. 75 Prozent des weltweit abgebauten Phosphats stammt aus Marokko. Phosphate sind Salze, die als Rohstoff für wichtige Industrieprodukte dienen wie zum Beispiel Dünger, Waschmittelzusatz, Futtermittel oder Feuerschutzmittel. Marokko verfügt außerdem über beträchtliche Erdöl-, Erdgas-, Eisenerz und Goldvorkommen. Vor allem im Nordosten ist man auf größere Ölvorkommen gestoßen.

 

Dienstleistung und Transport

Im Dienstleistungsbereich arbeiten fast vierzig Prozent aller Erwerbstätigen. Vor allem Frauen tragen viel dazu bei. Sie arbeiten auf den Märkten, als Hausangestellte, und viele sind im Tourismus beschäftigt. Vor allem der Tourismus wird immer wichtiger. Denn Marokko ist ein beliebtes Reiseziel für Badeurlaub, Bildungsreisen und Wander- und Trekkingtouren. Marokko legt dabei großen Wert auf umwelt- und sozialverträglichen Tourismus. Er sorgt gegenwärtig für mehr als 500.000 Arbeitsplätze.

Ist Marokko ein reiches Land?

Das Durchschnittseinkommen der Marokkaner liegt bei etwa 7.285 US Dollar im Jahr, laut Weltbank. Damit ist das Einkommen in Marokko höher als in vielen anderen afrikanischen Ländern. Dennoch leben 15 Prozent aller Menschen an der Armutsgrenze. Das bedeutet, dass sie am Tag nicht mehr als ein oder zwei US Dollar zu Verfügung haben. Sorge bereitet auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Etwa ein Viertel aller Jugendlichen hat keinen Job und keine Einkünfte. Das liegt an vielerlei Gründen. Einer der Gründe ist, dass zu wenig Rohstoffe im eigenen Land verarbeitet werden. Hinzu kommt auch, dass die Ausbildung nicht gut ist. Aus diesem Grund versuchen zahlreiche junge Marokkaner nach Europa auszuwandern. 

Armut und Kinderrechte in Marokko

Die Bauernfamilien in Marokko betrachten es als selbstverständlich, dass ihre Kinder mithelfen. Daher ist Kinderarbeit in der Landwirtschaft üblich. Die Kinder hüten und versorgen die Ziegen und Schafe, sie helfen auf den Feldern und bei der Ernte. Auch im Kleingewerbe und in Handwerksbetrieben arbeiten Kinder schon früh mit. Mädchen etwa knüpfen Teppiche, helfen beim Stoffe färben oder in den Töpfereien. Kinder verrichten Hilfsdienste bei wohlhabenden Familien oder arbeiten in der Tourismusbranche. Ganz anders ist es bei Straßenkindern, die in den großen Städten zu finden sind. Etwa dreißig tausend Kinder leben auf der Straße. Sie arbeiten als Schuhputzer, helfen auf den Märkten oder verkaufen Touristen Taschentücher, Luftballons oder Blumen.Wenn es gut läuft, verdienen sie 20 bis 30 Dirham, das sind umgerechnet zwei bis drei Euro. Damit kann sich eine 5-köpfige Familie ein Essen leisten oder die halbe Tagesmiete einer billigen Unterkunft bezahlen. Einige Hilfsorganisationen kümmern sich um die Kinder und versorgen sie mit dem nötigsten, wie in vielen islamischen Gesellschaften. Doch schlimm ist, dass die meisten keine Schule besuchen. Ohne Schulabschluss werden sie später keine gut bezahlte Arbeit finden und kaum der Armut entrinnen.