Völker und Sprachen

Der Landesname Mauretanien stammt von dem saharischen Volk der Mauren. Die Mehrheit der Mauren zählt zu den nordafrikanischen Nomadenvölkern. Sie sind hellhäutig. Mit der Islamisierung Nordafrikas sind arabische Völker eingewandert, die sich mit den berberischen Völkern vermischt haben. Die ältesten Bewohner von Mauretanien sind vermutlich die Bafour, eine schwarze Volksgruppe. Sie wanderten in den Süden aus, als sich die Wüste immer mehr ausbreitete. Die Fischer von Imraguen, eine in der Nähe von Nouahadibou lebende Kastengruppe, betrachten sich als Nachfahren der Bafour. Es gibt noch eine weitere, sehr alte Volksgruppe, die Jägergruppen der Nmadis. Sie betrachten sich als die Nachkommen des ersten Volks, das einst die Sahara bewohnte.

Die Mauren

Heute bilden die Mauren den Großteil der Bevölkerung von Mauretanien. Sie sind nomadischen Ursprungs. Heute noch leben viele Familien und Klans nomadisch. Daher kann man die Einwohner in den Städten nur schätzen. Die zwei herrschenden Gruppen der maurischen Gesellschaft sind die Krieger, die von arabischer Abstammung sind und die religiösen Führer, auch Marabouts genannt. Sie sind Nachfahren der Almoraviden. Diese zwei Gruppen stellen den maurischen Adel dar. Sie vermischten sich kaum mit den schwarzafrikanischen Völkern.

Die schwarzafrikanischen Völker von Mauretanien

Die schwarzafrikanischen Völker sind in der Minderheit. Sie werden von den Arabern Soudans genannt und als minderwertig betrachtet. Zu diesen Völkern gehören die Tukulor, die Ackerbau betreiben, und die Fulbe, die traditionellen Rinderhirten. Von beiden Volksgruppen sind die Tukulor die wichtigeren. Warum? Ihre Gesellschaftsordnung ist ähnlich wie die der Mauren: Die Tukulor sind ebenfalls aufgeteilt in Marabouts und Krieger. Sie nehmen eine wichtige Stellung im landwirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben ein. Die Fulbe sind ursprünglich Rinderzüchter. Früher zogen sie mit ihren Kamel- und Ziegenherden durch die Steppen. Seitdem sich die Wüste immer mehr ausbreitet, müssen die meisten ihr nomadisches Leben aufgegeben. Sie siedeln sich in den Städten an. Viele haben neben dem Haus noch die Kaima, das mauretanische Hauszelt. In dem Zelt - und nicht in dem Haus - wohnt und schläft die Familie. Denn vielen fällt es schwer, sich an ein sesshaftets Leben zu gewöhnen. Die meisten, die sesshaft werden, beginnen mit dem Feldbau. Hauptsächlich sind es die Frauen, die die Felder bearbeiten und Hirse und Gemüse anbauen.

Die Nomaden und das Wüstenleben

Kamelmarkt in Nouakchott (c) Ferdinand Reus

Das Leben in der Wüste ist langsam. Es gibt keine befestigten Straßen, die meisten sind mit dem Kamel oder dem Geländewagen unterwegs. Die Brunnen in der Wüste sind die Treffpunkte der Nomaden, die hier ihre Tiere tränken oder Wasser für die Familien holen. Brunnen sind die Nachrichtenbörsen in der Sahara. Die Nomaden tauschen sich aus über die Neuigkeiten der Familien, das Wetter, wo es Futter gibt und wo das nächste Fest steigt.

Die ehemaligen Sklaven von Mauretanien

Die unterste soziale Schicht bilden die „schwarzen“ Mauren, die Nachkommen der freigelassenen, ehemaligen Sklaven. Sie werden „Haratin“ genannt und sind gesellschaftlich geächtet. Man schätzt, dass 10 bis 20 Prozent von "Herren" und Menschenhändlern versklavt werden. Sie leben in den Slums, die sich um die größeren Städte gebildet haben. Dazu muss man wissen, dass in Mauretanien Sklaverei erst 1981 abgeschafft wurde. Sklavenhändler können aber erst seit 2007 strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Seit Abschaffung der Sklaverei wurde bisher nur ein Sklavenhalter vor Gericht verurteilt. Außerhalb der maurischen Gesellschaftsordnung stehen die Nemadi, die Jäger in der Wüste des Landes.

Die Sprachen

Amtssprache ist Arabisch, doch die meisten sprechen Ḥassānīya, einen arabischen Dialekt. Zwanzig Prozent der Bevölkerung sind Schwarzafrikaner, sie leben vorwiegend im Süden und arbeiten als Bauern oder Angestellte in untergeordneten Positionen. Auf dem Foto rechts siehst du einen Kamelmarkt in Nouakchott.

Glaube und Religion

Die Mauretanier sind tiefgläubig. Der Islam ist Religion und Gesetz. Der Alltag, die Festtage, die Familienfeiern, die religiösen Rituale und Gebete, alles findet nach den Regeln des Islam statt. Vor allem die schwarzafrikanischen Völker pflegen daneben ihren traditionellen afrikanischen Glauben. Dazu zählt der Ahnenglaube, der sehr wichtig ist. Die Marabouts, die religiösen Führer, werden verehrt und besitzen großen Einfluss. Sie versprechen mit Gebetsritualen oder mit Heilkräuterrezepturen Besserung in persönlichen Belangen oder bei Krankheiten.

Schon gewusst? Bis 1981 war Sklaverei in Mauretanien erlaubt. Damit war Mauretanien eines der Länder, das am längsten an der Sklaverei festhielt.