Über Mode, Affentheater und Rassismus

Ein fünfjähriger schwarzer Junge namens Liam hat das Zeug zum Model. Seine Mutter Terry Mango ist von Nigeria nach Schweden eingewandert. Hier verschaffte sie ihrem fünfjährigen Sohn Modelaufträge bei H&M. Das Modeunternehmen entwickelte gerade eine neue Modelinie für Kinder. Die Werbeexperten von H&M wussten: Nur 5 Prozent aller Models haben eine schwarze Hautfarbe. Sie wollten daher mit einem schwarzen Kind Aufmerksamkeit wecken. Doch das Werbekalkül geriet zum Affentheater. " Coolest Monkey in the Jungle " stand als Mode-Botschaft auf dem grünen Hoodie des talentierten Jungen. Seine Performance war super, doch die Werbeidee war es leider nicht. Die Modekette H&M hat mit dieser Werbung einen Shitstorm im Netz losgetreten, denn viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe fühlten sich beleidigt. Das Unternehmen reagierte gleich, entfernte das Bild und entschuldigte sich. Aber die Aktion hatte schon zu viel Wirbel verursacht. Warum?

 

Affen als Schimpfwort und Affen in der Modeindustrie

"Affe" hat als rassistische Beleidigung eine lange Geschichte, besonders in Südafrika. Das Ende der Apartheid ist gerade mal 27 Jahre her. Die Wunden der unseligen Vergangenheit sind noch lange nicht verheilt. Daher glaubten viele Südafrikaner, dass der Konzern wusste, dass er alle Schwarzen damit beleidigt. Sicher ist, dass H&M provozieren wollte und Aufmerksamkeit für seinen Kinderpulli erzielen wollte. Die radikale Gruppe Kämpfer für Wirtschaftliche Freiheit (EFF) organisierte Protestaktionen in mehreren H&M-Filialen in Johannesburg. Aktivisten zerstörten Werbetafeln in den Geschäften, rissen Kleidungsstücke herunter und warfen Schaufensterpuppen um. Ein H&M-Shop sei geplündert worden, teilte die südafrikanische Polizei mit. Sie vertrieb die Demonstranten mit Gummigeschossen. "In ganz Südafrika sind H&M-Läden geschlossen, weil sie unsere Kinder Affen genannt haben", sagte der Chef der Aktivisten, Julius Malema. Fühlte er sich persönlich beleidigt? Ja, das ist kein Wunder. Jeder, der gegen Rassismus kämpft, checkt sehr schnell, dass Mode, Slogan und Model die Gefühle von schwarzen Menschen verletzen. Doch zugleich sah er die Chance für einen Riesenwirbel, um auf das Problem von Rassismus lautstark aufmerksam zu machen. Auch das ist kein Wunder.

Was sagt Liams Mutter zu dem plötzlichen Wirbel um ihren Sohn und die Werbekampagne? Sie postete auf Facebokok: "Ich bin die Mutter, und das ist eines von hundert Kleidungsstücken, für das mein Sohn gemodelt hat. Hört auf, euch darüber zu entrüsten. Das ist unnötig... Kommt drüber weg."

Schon gewusst? Menschen und Schimpansen sind in ihrer DNA, also in ihren Erbmerkmalen, sehr ähnlich. Manche schätzen, dass wir 98 Prozent Erbmerkmale mit Affen teilen, manche schätzen, es sind nur 95 Prozent. Wichtig ist, Affen (wie alle Tiere) sind ebenso wertvolle Bewohner der Erde wie wir Menschen. Der wichtigste Unterschied besteht nur darin, dass wir mehr darüber wissen, wie wir unseren Planeten zerstören oder schützen können. Dass wir Tiernamen als Schimpfworte verwenden, ist ebenso verkehrt wie die Verwendung aller Schimpfworte, besonders wenn sie rassistisch gemeint sind.

 

Von coolen Affen und cleveren Wölfen

Wölfe können von Menschen nicht gezähmt werden. Das haben Forscher bisher behauptet. Doch wie ist es mit Affen, schaffen unsere nächsten Verwandten, was wir Menschen nicht können? Komm mit nach Äthiopien, dort beobachten wir Affen, die uns etwas völlig Neues darüber erzählen. Auf dem Foto rechts siehst du eine Affenart, die Dscheladas, die in den Bergen von Äthiopien leben.

 

Affen und Wölfe leben im äthiopischen Hochland

Die Dscheladas sind pavianartige Affen, die in großen Gruppen  leben und sich auf dem Boden aufhalten. Ihre Lieblingsspeise sind Gräser - während der Regenzeit. Während der Trockenzeit graben sie Wurzeln aus dem Boden und scheuchen dabei Ratten auf. Und hier kommen die Wölfe ins Spiel. Wölfe sind Fleischfresser. Und Dscheladas bestehen aus Fleisch. Sie wären eine ideale Beute für die Wölfe. Doch für die gibt es eine bessere Beute: Ratten. Wenn sich die Wölfe unter eine Herde von Affen mischen, dann machen sie doppelt so viel Beute als wenn sie alleine jagen würden. Über die Jahrtausende hat das dazu geführt, dass äthiopische Wölfe und Affen kooperieren. Für die Wölfe ist der Vorteil klar, sie schlagen sich die Bäuche in wesentlich kürzerer Zeit voll. Doch was ist der Vorteil für die Dscheladas? Ihre größten Feinde sind wildernde Hunde. Und die bleiben ihren Herden fern, wenn sich Wölfe darunter befinden. Warum? Die Hunde akzeptieren, dass das Gebiet den Wölfen gehört und halten sich fern.

 

Wie unsere Vorfahren lernten, Tiere zu zähmen

Für Wölfe und Affen ist es von Vorteil, wenn sie sich in einem gemeinsamen Gebiet aufhalten. So viel haben beide Arten gelernt. Die Wölfe passen sogar ihr Verhalten an die Dscheladas an. Sie bewegen sich vorsichtiger unter den Affen und vermeiden aggressives Jagen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Forscher konnten beobachten, dass sich ein Wolf ein Affenjunges geschnappt und verputzt hatte. Die übrigen Affen vertrieben den Wolf, und nicht nur das! Sie sorgten dafür, dass dieser Wolf nie wieder in ihre Herde zurückkehren konnte. Was lernen wir daraus? Unsere Vorfahren haben irgendwann mit einigen Fressfeinden kooperiert. Das war der erste Schritt zur Zähmung von wilden Tieren.  

Schon gewusst? Die äthiopischen Wölfe sind vom Aussterben bedroht, weltweit gibt es nur noch etwa 300 bis 500 Exemplare.

Mehr über Affen, Mode und Rassismus  findest du  im Blog von afrika4teens

Eure Angelika und das Team von afrika-junior

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