Europa greift in die ägyptische Geschichte ein

Napoleon und die Pyramidenschlacht, Gemälde von Francois-Louis-Joseph Watteau (c) wikicommons

Frankreich und England kämpften um die Vorherrschaft in Europa. Napoleon Bonaparte wollte die Engländer schwächen, indem er Ägypten erobert und von dort aus den östlichen Mittelmeerraum kontrolliert. So glaubte der Franzose, den britischen Ostindienhandel zu unterbrechen. Der Erzfeind Großbritannien hatte die ägyptische Landenge zwischen Mittelmeer und Rotem Meer belagert. Sie diente Großbritannien als Abkürzung der Handelsroute nach Indien. 1798 schlug die Stunde des Franzosen.

Napoleons Ägyptenfeldzug 1789 – 1801

Schon lange vor dem Feldzug Napoleons stand Ägypten im Blickfeld französischer Expansionsbestrebungen. Es ging Frankreich um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum. Das Königreich Frankreich war seit 1536 Verbündeter des Osmanischen Sultans und gab vor, die Autorität der osmanischen Herrscher wiederherstellen zu wollen. Tatsächlich aber verfolgte Napoleon mit dem Ägyptenfeldzug rein politische und wirtschaftliche Interessen. Er beabsichtigte, aus Ägypten eine französische Provinz zu machen und die britische Vormachtstellung im Mittelmeerraum zu beenden. So hoffte er, auch in Frankreich selbst an die Macht zu kommen. Ägypten gehörte zu der Zeit noch zum Osmanischen Reich. Die Macht aber übten seit dem 17. Jahrhundert die Mamluken aus.

           

Napoleon Bonaparte traf im Sommer 1798 mit seinen Heeren in Ägypten ein. Er war ein außerordentlich kluger Militärstrategie und hoffte, Ägypten im Handstreich zu erobern. Zunächst errang er einen großen militärischen Sieg gegen die Mamluken und die türkischen Truppen, ganz in der Nähe der Pyramiden. Die Schlacht öffnete Napoleon und seinen Truppen den Weg nach Kairo, wo er am 24. Juli 1798 einzog. Zugleich markierte die Schlacht das Ende von rund 700 Jahren türkischer Herrschaft in Ägypten. Die sogenannte "Pyramidenschlacht" inspirierte die Phantasie vieler Maler wie rechts Francois-Louis-Joseph Watteau.

Seeschlacht bei Abukir 1789

Bald danach traf Napoleon auf britische Armee unter Admiral Nelson. Die Seeschlacht bei Abukir war eine der entscheidenden Schlachten während des Ägyptenfeldzuges. Abukir war eine ägyptische Hafenstadt etwa 15 Kilometer nordöstlich von Alexandria. Die Schlacht fand am 1. und 2. August 1798 statt. Horatio Nelson besiegte die französische Flotte. Im Seegefecht gegen die Briten bei Abukir verlor der Franzose sein Expeditionskorps, so dass er vom Nachschub aus Frankreich abgeschnitten war. Etwa 2.000 französische Matrosen ertranken dabei. Auch in der ägyptischen Bevölkerung regte sich Widerstand. Ende Oktober 1798 kam  es durch die Elite in Kairo zu einem Aufstand gegen Napoleons Fremdherrschaft.

Napoleon gab nicht auf. Ein Sieg in Ägypten war zu wichtig für seine Machtpläne in Frankreich. Am 25. Juli 1799 schlug Napoleon die osmanischen Truppen vernichtend in der Schlacht bei Abukir. Doch die französische Oberhoheit im nördlichen Ägypten war nicht von Dauer. Am 8. März 1801 landeten 17.000 Briten bei Abukir. Gemeinsam mit dem osmanischen Heer unter Yussuf Pascha schlugen sie die französischen Truppen. Eine Stadt nach der anderen fiel: Am 21. März verloren die Franzosen bei Alexandria eine erste Schlacht, die Stadt selbst wurde eingeschlossen. Am 9. Mai fiel Ramanja, am 27. Juni kapitulierte Kairo und am 31. August Alexandria. Die französischen Truppen mussten Ägypten verlassen, nur ihre Ausrüstungen konnten sie mitnehmen.

Der Ägyptenfeldzug - ein Sieg der Wissenschaft

Der Ägyptenfeldzug brachte militärisch keinen Erfolg, doch er war wissenschaftlich ein großer Fortschritt. Rund 250 Gelehrte unterschiedlicher Fachrichtungen begleiteten Napoleon. Sie erforschten Ägypten geographisch, naturwissenschaftlich, historisch und kulturell. Sie brachten unermessliche wissenschaftliche Aufzeichnungen mit nach Frankreich. Dies war die Geburtsstunde der Ägyptologie als Wissenschaft. Auf dem Foto rechts siehst du ein Gemälde, das die "Pyramidenschlacht" Napoleons darstellt.