Hello, willkommen in Liberia, dem "Land der Befreiten"!
Liberia ist ein westafrikanisches Land, das von einstigen Sklaven besiedelt wurde. Die meisten kamen aus den USA und begannen hier ein neues Leben in Freiheit. Sie verliehen ihrer neuen Heimat den Namen Libera, "Land der Befreiten". Daher sieht auch die Landesflagge ähnlich aus wie die amerikanische Flagge. Weiter unten findest du mehr über die spannende Geschichte von Liberia.
Lage und Landschaften
Liberia liegt in Westafrika, am Atlantik. Es grenzt an Sierra Leone, Guinea und die Elfenbeinküste. Im Westen besitzt es dank seiner schmalen Form einen langen, malerischen Küstenstreifen. An den zahlreichen Flussmündungen haben sich aus ehemaligen Fischerdörfern und Forts große Städte entwickelt. Liberia ist ein tropisches Land mit weiten Savannen und dichten Regenwäldern. Es besteht zum großen Teil aus einer Hochebene mit tropischen Regenwäldern.
Die "Pfefferküste"
Liberia liegt an der sogenannten Pfefferküste. Die Küste erstreckt sich über 560 km am Atlantik. Sie besteht aus Sandstränden, Mangrovenwäldern und Sümpfen sowie aus mehreren Flussmündungen. Vom Mano-River im Norden bis zum Cavalla-River im Süden erstreckt sich entlang der Küste eine breite Tieflandebene, die von Sümpfen durchzogen ist. An der Küste befinden sich die die großen Hafenstädte Monrovia und Buchanan sowie zahlreiche kleinere Städte und Fischerdörfer.
Das Hügelland
Hinter der Küste erhebt sich das zentrale Plateau- und Hügelland, das etwa 400 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Es ist von Flüssen durchzogen und sehr fruchtbar. Dieser Teil des Landes wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.
Die Regenwaldgebiete
Im Zentrum und Osten des Landes erstrecken sich große Regenwaldgebiete. Der Regenwald besteht aus primärem, uraltem Dschungel mit einer reichen Tierwelt. Etwa ein Drittel von Liberia ist von Regenwald bedeckt und besitzt das größte Waldgebiet in Westafrika. Hier liegt der Sapo National Park, der eine weltweit einzigartige Pflanzen- und Tierwelt beherbergt.
Das Mittelgebirge
Im Norden und Nordosten erstrecken sich die Nimba Berge. Das Mittelgebirge steigt bis zu einer Höhe von knapp 1385 m an. Der höchste Berg ist der Mount Nimba mit 1752 Meter. In diesem Mittelgebirge ist eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt beheimatet. Hier leben verschiedene Affenarten, Ducker, sogar eine Elefantenherde durchstreift das hügelige Gelände. Die UNESCO hat die Nimba Berge zum Welterbe erklärt. Auf dem Foto rechts siehst du den Mount Nimba.
Klima: Liberia liegt in Äquatornähe. Es ist daher heiß und feucht. Im Sommer von Anfang Juni bis Ende Oktober ist Regenzeit. In der Trockenzeit von November bis April weht im Landesinneren der staubige Harmattan-Wind aus der südlichen Sahara, der die Luft während der Nacht abkühlen lässt. Im Südosten gibt es zwei Regenzeiten. Die Küste gehört zu den regenreichsten Gebieten des Kontinents.
Zum Vergleich: Liberia ist etwa halb so groß wie Großbritannien, jedoch nicht sehr dicht besiedelt.
Monrovia, die Hauptstadt von Liberia
Liberias Hauptstadt Monrovia liegt an der Atlantikküste. Die Stadt wurde 1560 als Handelsstützpunkt von Portugiesen gegründet und entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Knotenpunkt im Seeverkehr. 1821 kamen die ersten befreiten Sklaven aus Amerika im Hafen von Monrovia an. Sie waren Nachfahren der einstmals versklavten Afrikaner, die Jahrhunderte zuvor von europäischen Händlern in die Neue Welt verschleppt worden waren. Sie benannten die Stadt ein Jahr später um in Monrovia, zu Ehren des amerikanischen Präsidenten James Monroe, der die Ansiedelung ehemaliger Sklaven in Afrika unterstützte.
Die neuen Siedler bauten die Straßen nach amerikanischem Vorbild. Im Zentrum sind die Straßen asphaltiert, die Vorortstraßen sind jedoch einfache Pisten. Heute leben in Monrovia mehr als 1,7 Millionen Menschen. Bekannt ist die Stadt für den großen Waterside Market. Im Hafen von Monrovia schlägt das Herz der Stadt. Der Freeport Monrovia ist der bedeutendste Seehafen des Landes mit großen, modernen Hafenanlagen. Er befindet sich am Westufer der ehemaligen Insel Bushrod Island.
Die Shanty Towns
Durch den Zuzug der jungen Landbevölkerung und durch Flüchtlinge sind viele Slums rund um Monrovia entstanden, sie werden Shanty towns genannt. Am größten ist das zentral gelegene Westpoint in Monrovia. Die Wasserprobleme sind gross. Frischwasser muss von Brunnen geholt werden. Oder die Menschen sammeln Regenwasser, das oft verunreinigt ist. Deshalb gibt es immer wieder Nachrichten über Cholerakranke in den Slums. Auch die Sanitäranlagen sind in einem schlechten Zustand. Durch den letzten Bürgerkrieg wurde viel zerstört. Deshalb sagen die Menschen hier: "Etwas zu zerstören ist leicht, etwas aufzubauen dagegen schwer." Seit 2008 bemüht sich die Regierung darum, die Lebensverhältnisse in den dicht besiedelten Slums zu verbessern. Doch geschehen ist nicht viel.
Völker und Sprachen
Liberia ist ein Vielvölkerstaat mit einer bunten Mischung aus eingewanderten Afro-Amerikanern und sechzehn verschiedenen Völkern.
Die beiden Hauptvölker sind die Mandinke und die Kruvölker. Beide Volksgruppen leben noch sehr traditionell. Sie pflegen ihre alten Riten und Maskenfeste.
Zu den Mandinkevölkern gehören die Kpelle, die in der Landesmitte siedeln und als Hackbauern leben. Sie stellen über 20 Prozent der Bevölkerung dar. Im Norden leben die Gio, Dan und die Mano, mit jeweils etwa 8 Prozent. Weitere bedeutende Mandevölker sind die Loma, die Vai und die Malinke. Links siehst du eine Maske der Dan.
Zu den Völkern, die Kwa-Sprachen sprechen gehören die Bassa, die rund um die Hafenstadt Buchanan. Sie machen 14 Prozent der Bevölkerung aus. Sie arbeiten im Bergbau sowie als Hausbedienstete. An der Küste östlich von Greenville leben die Kru, die 6 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie spielen eine wichtige Rolle in seemännischen und technischen Berufen. Mehr als 400 Jahre lang waren sie als Matrosen auf der Westafrikaroute geschätzt. Weitere Kwa-Völker sind die Grebo und die Krahn. Auf dem Foto links siehst du eine Maske der Bassa.
Sprachen und Religion
Englisch ist Amtssprache, daneben werden 16 Stammessprachen gesprochen. Liberia ist ein christlich geprägtes Land. Über 80 Prozent der Liberianer gehören christlichen Kirchen an, der Anteil der Muslime beträgt mehr als zehn Prozent. Die Liberianer sind tolerant, Christen und Muslime leben zusammen und feiern ihre Feste gemeinsam. Dabei gilt, dass die afrikanischen Glaubensvorstellungen bei allen Völkern in Liberia sehr stark sind. Zu den traditionellen Glaubensgemeinschaften gehören auch die Geheimgesellschaften der Frauen, die Sande, und die der Männer, die Pore. Sie halten an traditionellen Riten fest und besitzen starken Einfluss auf die Gesellschaft. Der 26. Juli gilt seit der Unabhängigkeit als Nationalfeiertag und wird mit Umzügen und Tänzen in den großen Städten gefeiert.
Schulen und Bildung
Die Mehrzahl der Liberianer kann Lesen und Schreiben. Dabei sind Schulen auf dem Land noch selten. Mädchen werden auf dem Land traditionell erzogen, sie müssen zu Hause mithelfen und werden auf die Ehe vorbereitet. Doch Liberias Regierung betont, dass Mädchen für die Entwicklung Liberias unersetzlich sind. Die Regierungschefin führte den kostenlosen Grundschulbesuch ein und fördert besonders die Mädchenbildung. Der Erfolg ist überwältigend. Seitdem hat sich die Zahl der Mädchen verdoppelt, die die Schule besuchen.
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Spiel und Sport
Die Sandstrände von Liberia sind ein idealer Spielplatz für viele Kinder. Sie machen Schwimmwettbewerbe, spielen Strandfußball oder üben sich in akrobatischen Sprungeinlagen. Sie üben für die Zeit, wenn Touristen kommen, denen das Geld locker in den Taschen sitzt. Denn die Strände von Liberia sind beliebte Urlaubsziele für Reisende aus Nachbarländern. Dann verkaufen die Kinder am Strand Obst, Wasser oder geräucherte Fische, die ihre Mütter zubereiten. Oder sie verdienen sich etwas mit solchen akrobatischen Kunststücken.
Wirtschaft und Bodenschätze
Landwirtschaft
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Die Mehrzahl der Farmer baut für den Eigenbedarf an, dazu gehören Reis, Maniok, Bataten, Yamswurzeln, Mehlbananen, Kautschuk, Kaffee, Kakao, und Ölpalmen. Die Landwirtschaft liefert für den Export Kaffee, Kakao, Ölpalmprodukte, Zuckerrohr und Baumwolle. Die Küsten und Flüsse sind sehr fischreich. Deshalb ist auch der Fischfang eine wichtige Einkunftsquelle. Die kommerzielle Landwirtschaft besteht hauptsächlich in der Kautschukproduktion. In der Nähe von Monrovia liegt die größte Kautschukplantage der Welt mit einer Fläche von 200 Quadratkilometern. Kinderarbeit kommt häufig vor in Liberia. Vor allem in der Landwirtschaft helfen Kinder mit, wie der Junge rechts im Bild, der Zuckerrohr mahlt.
Leider wird der Regenwald unkontrolliert abgeholzt. Die Regierung unter Ellen Johnson Sirleaf vergab zahlreiche Konzessionen für die Abholzung von Tropenhölzern an internationale Firmen. Dadurch wurde mehr als die Hälfte des Regenwaldes zum Abholzen freigegeben. Viel ursprünglicher Regendwald ging dadurch verloren. Ab 2014 wurde diese Entwicklung zum Teil gestoppt durch Proteste von Umweltschützern und durch die norwegische Regierung.
Bodenschätze und Industrien
Liberia hat gute Aussichten, sich zu entwickeln. Es verfügt über wertvolle Rohstoffe wie Kautschuk, Eisenerz, Gold, Diamanten und Holz. Vor allem die Eisenerzvorkommen sind wichtig für das Land. Mangan, Baryt, Kyanit und Columbit werden abgebaut. Eisenerz liefert 60 Prozent der liberianischen Exporterlöse. Gold wird in Liberia schon lange abgebaut. Es gibt Tausende, die illegal in den National Parks siedeln und nach Gold schürfen. Im Westen gibt es Diamantenfelder. Auch die Erdölförderung spielt eine immer größere Rolle. 2010 wurden erste Lizenzen zur Erforschung von Erdölvorkommen vor der Küste vergeben. Ziel der Regierung ist es, dass Liberia in 10 Jahren unabhängig von Entwicklungshilfe wird.
Kinderarbeit in Liberia
Die meisten Kinder arbeiten auf den Feldern der Familie mit, sie versorgen das Kleinvieh und verkaufen die überschüssigen Ernten auf dem Markt, so wie die Mädchen auf dem Foto links. Das ist auf dem Land ganz normal. Allerdings gibt es auch Kinderarbeit auf den großen Plantagen. Vor allem auf den riesigen Kautschukplantagen arbeiten Kinder manchmal schon im Alter von 10 Jahren regelmäßig mit. Gründe für die Kinderarbeit sind den UN zufolge, dass die meisten Großfamilien ohne den Zusatzverdient der Kinder nicht auskommen würden. Für die Kinder ist es schlimm, denn sie bekommen meist keinen Schulabschluss. Doch sie haben kaum eine Wahl, denn sie müssen mithelfen, dass die Familie überlebt.
Sehenswürdigkeiten
Westafrika ist für seine bunten Märkte bekannt. Besonders eindrucksvoll ist der Waterside Market in Monrovia. Der Markt liegt nahe am Meer, ist riesig und an Buntheit nur schwer zu übertreffen. Es gibt hier wirklich alles zu kaufen, Obst, Gemüse, Kleider, Handys, Autos, Gerätschaften für den Haushalt, Werkzeuge und jede Menge Kunsthandwerk und Schmuck. Eine Garküche reiht sich an die andere, Grillstationen locken die Besucher mit exotischen Köstlichkeiten. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Nationalmuseum in Monrovia, der Nationalpark Sapo und der malerische Piso See im Nordwesten des Landes.
Mehr Sehenswürdigkeiten findest du im afrika-junior Reiseführer
Tiere und Pflanzen
Liberia besitzt nur einen Nationalpark, den Sapo-Nationalpark. Über eine Fläche von 1.400 Quadratkilometern erstreckt sich ein Schutzgebiet aus tropischem Regenwald und Sumpfgebiet. Viele bunte Vögel und Raubvögel nisten hier wie Fischadler oder Graupapageien. In den Wäldern leben Riesenwaldschweine, Warzenschweine sowie das bedrohte Zwergflusspferd, das übrigens auch mit dem Wildschwein verwandt ist. Bei den Einheimischen sind sie begehrt, wegen ihres Fleisches und wegen der schön geformten Zähne. Flusspferdzähne werden zu Halsketten verarbeitet.
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Geschichte
Liberia bedeutet freies Land oder Land der Befreiten. Es wurde 1822 am Golf von Guinea gegründet, um freigelassene Sklaven aus den USA anzusiedeln. Die frühesten Zeugnisse menschlicher Besiedelung stammen aus der späten Jungsteinzeit. Aus dem Norden wanderten Völker ein, die in der wildreichen Savanne jagten. Im 18. Jahrhundert wurde das Land dem britischen Kolonialreich einverleibt. 1822 kaufte der amerikanische Kolonisationsverein einen Küstenstreifen im Gebiet des heutigen Liberia und siedelte freigelassene afrikanische Sklaven dort an. Die einstigen Sklaven waren politisch gebildet und formierten sich bald zu einer neue Elite. Die ersten Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung entflammten. 1847 wurde Liberia unabhängig und war damit der erste unabhängige Staat Afrikas. Nicht alle freuten sich über die neu gewonnene Freiheit. Die Spaltung im Land zwischen den Nachkommen ehemaliger Sklaven und den ansässigen Völkern war sehr tief.
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Liberia heute
Liberia ist eine moderne Präsidialrepublik mit Senat und Repräsentantenhaus. Das Staatsoberhaupt wird für sechs Jahre gewählt. Ab 2006 wurde das Land von der Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Sie war die erste schwarze Präsidentin, die ein afrikanisches Land regierte. Sie hat viel dazu beitragen, um das Land wieder aufzubauen, die Misswirtschaft zu bekämpfen und ehemalige Kindersoldaten wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Ihr Nachfolger ist der ehemalige Fußballstar George Weah. Liberia zählt zu den ärmeren Ländern von Afrika. Die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als 150 Euro im Jahr. Dabei sind die Böden fruchtbar und für den Feldanbau gut geeignet. Mit seinen zahlreichen Flüssen besitzt das Land auch genügend Wasser. Doch Bürgerkriege haben das Land verwüstet. Die Infrastruktur ist noch nicht wieder aufgebaut worden. Straßen sind zerstört, die Versorgung mit Elektrizität und Wasser funktioniert noch nicht richtig. Die Arbeitslosigkeit ist hoch.
Wie steht es um die Kinderrechte in Liberia?
Liberia hat die Charta für Kinderrechte unterzeichnet. Die Rechte von Kindern sollen geschützt werden. Doch in der Realität ist das Land noch weit entfernt von einem umfassenden Schutz aller Kinder. Das liegt an der Armut und der Zerstörung im Land. Die Regierung bemüht sich, die Kindersoldaten aus den Bürgerkriegen einzugliedern. Sie investiert auch mehr in eine bessere schulische Bildung und in den Aufbau von Schulen und Universitäten. Die Frauen und Mädchen Liberias haben bewiesen, dass sie einen Bürgerkrieg beenden können. Nun sollen Mädchen verstärkt gefördert werden.
Schon gewusst? Ellen Johnson Sirleaf und ihre Mitstreiterin Leymah Gbowee erhielten 2011 den Friedennobelpreis für ihren Einsatz für Frieden in Liberia und setzten damit ein Zeichen für die Beteiligung von Frauen in den Regierungen von ganz Afrika.
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