Marhaba, willkommen in Mauretanien, dem Wüstenland am Atlantik.
Mauretanien ist ein Wüstenland im Nordwesten von Afrika. Nomaden ziehen mit ihren Herden durch die Trockensavannen, Frauen treiben Handel mit Schmuck und Kleidung. Die Bewohner der Sahara haben sich ihr freies und unabhängiges Leben bewahrt. Von ihnen kannst du viele Geheimnisse über die Wüste erfahren.
Lage und Landschaften
Mauretanien ist ein großes Wüstenland im Nordwesten von Afrika. Es ist zum großen Teil von der Sahara bedeckt, wie seine Nachbarländer Algerien, West-Sahara und Mali. Im Süden bildet der Fluss Senegal eine natürliche Grenze zum gleichnamigen Land Senegal. Im Westen grenzt Mauretanien an den Atlantik.
Die Mehrzahl der Mauren lebt in Dörfern auf dem Land, ein typisches mauretanisches Dorf siehst du auf dem Foto oben. Die Hütten sind aus Lehm gebaut und schützen gut vor der Hitze.
Zum Vergleich: Mauretanien ist mit fast 1 Million km² etwa dreimal so groß wie Deutschland und eines der größten Länder der Welt.
Die Sahara in Mauretanien
Zwei Drittel von Mauretanien sind von der Sahara bedeckt. Endlose Dünenlandschaften und Granitformationen prägen den Norden des Landes. Im Zentrum des Landes erstrecken sich die ebenen Sandsteinplateaus von Adrar, Tagant und Affollé. Über die Jahrtausende sind durch Erosion einzelne Inselberge entstanden. Zu diesen Inselbergen zählt auch der Kédia d'Idjil an der Grenze zur Westsahara. Er ist mit 915 m die höchste Erhebung in Mauretanien.
Im Osten findest du die sanderfüllte Beckenlandschaft El Djouf. Wüste und Steppe sind fast unbewohnbar. Nur auf den Hochebenen von Adrar und Tagant finden sich Oasen, in denen Menschen siedeln und Landwirtschaft betreiben. Wasser schöpfen sie aus den Quellen und Brunnen, Dattelpalmen spenden Schatten. Die Früchte werden im Sommer geerntet und die Palmblätter für den Bau von Unterkünften verwendet.
Das "Auge von Afrika" liegt in der Wüste Mauretaniens
Mauretanien hat etwas Einzigartiges zu bieten: das Auge von Afrika. Es wurde 2010 von Astronauten entdeckt, weil es erst aus großer Höhe sichtbar wird. Es hat einen Durchmesser von 40 km und ist nur aus dem All als Auge sichtbar. Auf dem Foto links siehst du eine Aufnahme aus dem All. Wer durch das Gebiet hindurch wandert, ahnt nicht, dass er das Auge durchquert.
Heute weiß man, dass das Auge vor mehr als hundert Millionen Jahren gebildet wurde. Damals war fast das gesamte Festland der Erde zu einem einzigen Kontinent vereint. Gewaltige Magmablasen drängten aus dem Erdinneren nach oben und zerrissen den Großkontinent. Seine Bruchstücke bilden die heutigen Kontinente. Nur unter der Sahara blieb das Magma stecken. Es wölbte den Boden zu einer riesigen Beule. Das Gestein zerbrach entlang konzentrischer Linien. Später gab es doch noch eine Lavaeruption. Dabei entstand Vulkangestein, das heute das blasse Innere des Auges bildet. Das Gebiet wird Guelb er Richat genannt. Das Auge der Sahara dient Astronauten als Orientierungshilfe.
Wachsen in der Wüste Bäume?
Es ist nicht so, dass es in der Wüste keine Flüssigkeit gibt. Sand speichert Wasser, nur nicht in rauen Mengen. Einige Pflanzenarten haben Stategien entwickelt, um an Wasser zu kommen: Sie verfügen über ein verzweigtes Wurzelsystem, das sich in die Breite entwickelt, um an möglichst viel Wassser zu kommen. Andere Pflanzen wachsen in die Tiefe. Sie sind mit Pfahlwurzeln ausgestattet, wie Akazienbäume und Prosopis-Bäume. Der Prosopisbaum ist der Champion unter den Wüstenbäumen, seine Wurzeln reichen bis 150 Meter in die Tiefe. Weit verbreitet sind Busch- und Grasarten, die sich an die Trockenheit und die Hitze angepaßt haben. Dazu zählt die Sbatt - Pflanze, die auch als "Kamelgras" bezeichnet wird. Sie gedeiht hier büschelweise und ist das Hauptnahrungsmittel der Dromedare.
Die Sahel-Zone in Mauretanien
Am südlichen Rand der Sahara erstreckt sich die Sahel-Zone. Sie bildet einen breiten Gürtel aus Steppen und Grasland. Für die Karawanen, die wochenlang durch die Wüste ziehen, ist das spärliche Grün wie das "rettende Ufer" nach dem Ritt durch das ewige Sandmeer. Im Sahel ziehen Viehhirten mit ihren Rindern, Schafen und Ziegen durch das Land auf der Suche nach Weideland. Im Norden ist der Sahel geprägt von kargen Böden, auf denen nur Gras, Gestrüpp und dornigen Akazienbäume gedeihen. Je südlicher du kommst, um so grüner wird die Landschaft. Hier regnet es häufiger, die Böden sind fruchtbarer, so dass die Bewohner sogar Landwirtschaft betreiben können. Sie müssen sich nach der Regenzeit richten, die in der Sahel-Zone von Juni bis Oktober dauert.
Die Atlantikküste
Die Atlantikküste im Westen des Landes erstreckt sich über 754 km. Die Küste im Norden ist eine Steilküste mit zahlreichen Buchten und Inseln. Vom Cap Timiris, dem südlichsten Punkt des Nationalparks Banc d’Arguin, bis zur Mündung des Senegalflusses erstreckt sich eine flache Küste. Direkt an der Küste beginnt die Wüste. Deshalb gedeihen hier keine Bäume und Sträucher. Dennoch ist das Gebiet von vielen Vogelarten bevölkert. Denn an der Küste erstrecken sich zahlreiche Sümpfe, die reichlich Nahrung bieten. Außerdem ist der Atlantik hier sehr fischreich. Die meisten Dörfer und Siedlungen befinden sich an der Küste oder am Fluss Senegal ganz im Süden des Landes. Befestigte Straßen gibt es kaum.
Schon gewusst? Die Nouhadhibou-Bucht im Norden der Küste ist einer der größten Schiffsfriedhöfe der Welt. Über 300 große Wracks liegen vor der Küste.
Die Gewässer
Der Senegal ist der einzige Fluss in Mauretanien, der ständig Wasser führt. An seinem Lauf befinden sich die fruchtbaren Schwemmregionen des Landes. Dort gedeihen Weinpalmen, Affenbrotbäume, Bambus und Raphiapalmen. Hier befinden sich auch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Das Fluss-Tal des Senegal ist ein fruchtbarer Grünstreifen, der vor fünfzig Jahren noch bis zu 30 Kilometer breit war. Seitdem hat sich die Wüste einen großen Teil davon erobert, so dass nur noch die südlichen Ufer fruchtbar sind. Auf diesem schmalen Streifen betreiben die Menschen Feldbau oder leben von der Fischerei. Obwohl das Gebiet sehr klein ist, werden hier die meisten landwirtschaftlichen Produkte des Landes erwirtschaftet. Das übrige Land ist von trockenen Flusstälern durchzogen, die Wadis genannt werden. Nur während der seltenen Regenfälle führen sie Wasser und leiten es in die wenigen Seen.
Schon gewusst? In Mauretanien befindet sich der zweitgrößte Monolith der Welt, genannt Ben Amira.
Klima: An der Küste herrscht gleichmäßiges Mittelmeerklima. In der Wüste ist es heiß wie in einem Backofen. Im Zentrum von Mauretanien ist es trocken und sehr heiß. Tagsüber kann es bis zu 50°C im Sommer heiß werden, nachts fallen die Temperaturen auf 10°C.
Tierwelt
In Mauretanien finden sich die typischen Bewohner und Pflanzen der Wüstensteppe und der Dornsavanne.
Tierwelt in der Wüste
Die Sahara ist eine heiße Wüste, in der nur wenige Wildtiere leben, denn Wasser und pflanzliche Nahrung sind rar. Kamele sind die häufigsten Nutztiere in Mauretanien. Sie sind an die trockenen Verhältnisse der Wüste angepasst, denn sie sind genügsam und können lange ohne Wasser auskommen. Die größeren hier lebenden Wildtiere sind Antilopen, Goldschakale, Fenneks, Sandfüchse, Sandkatzen und Ginsterkatzen, Weißnackenwiesel, Honigdachse und Streifenhyänen. Zahlreich sind Skorpione und andere Spinnentiere sowie Schlangen und Echsen.
Tierwelt im Sahel
Die Sand- und Geröllwüsten sind nicht sehr artenreich. Doch reich bevölkert sind die Bergwelten der Sahara und die Übergangsgebiete zur Sahelzone. Früher konnte man hier Antilopen, Löwen, Gazellen, Panther, Hyänen, Warzenschweine, Luchse und Strauße beobachten. Auch Elefanten zogen hier einst durch die Trockensavannen im Süden von Mauretanien. Etwa 400 Elefanten wurden noch 1920 gezählt. Inzwischen wurden die sanften Riesen in Mauretanien ausgerottet. Immer wieder werden in der Sahara seltene Tierarten entdeckt, manchmal sind Arten darunter, die als ausgestorben galten. So war es eine Sensation, als Bonner Wissenschaftler im Jahr 2000 in Mauretanien Wüstenkrokodile entdeckten. Die Großechsen überleben in Wassertümpeln in den Felsenlandschaften der Sahara. Es sind nur sehr wenige an der Zahl, und Wissenschaftler befürchten, dass sie durch den Klimawandel verschwinden werden.
Tierwelt an der Küste
Die Küsten Mauretaniens zählen zu den frischreichsten Gewässern der Welt. Die Salzsümpfe im Küstenland ziehen Flamingos an. Sie sind ein wahres Vogelparadies. Deshalb wurde der nördliche Küstenabschnitt zum größten Vogelschutzgebiete der Welt erklärt. Hier machen über zwei Millionen nordeuropäische Wandervögel Rast. Auch viele einheimische Vogelarten kann man hier beobachten wie Pelikane und Seeschwalben. Das Meer um die Inseln ist fischreich, und im Meer leben noch seltene Schildkrötenarten. Der Nationalpark Banc d'Arguin wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Bei Cap Blanc lebt eine Kolonie der stark gefährdeten Mittelmeer-Mönchsrobbe. In den küstennahen Gewässern findet man mehrere Schildkrötenarten, Delfine und Orkas.
Mehr über die Tiere der Wüste Sahara
Nouackchott – die Hauptstadt Mauretaniens
Nouakchott war eine einfache Festung am Meer, nur von Wüste umgeben. Es gab keine Quelle, kein Süßwasser. Erst 1960, als Mauretanien unabhängig wurde von der französischen Kolonialmacht, wurde Nouakchott als Hauptstadt gegründet. Seither wächst das einstige Fischerdorf an der Atlantikküste unaufhaltsam. Moscheen wurden gebaut, eine Eisenbahnlinie eröffnet, breite Straßen und große Märkte angelegt. Haus um Haus frisst sich die Stadt tiefer in die Wüste hinein. Die wohlhabenden Familien leben in stattlichen Lehmbauten. Die einfachen Menschen wohnen in kleinen Häusern.
Nach vier Jahrzehnten wuchs der Ort von knapp siebentausend Einwohnern auf über eine Million an. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte die Mehrheit der Mauretanier als Nomaden. Doch eine langanhaltende Dürreperiode in den Siebziger- bis Neunzigerjahren zwang immer mehr Menschen dazu, ihre Lebensweise aufzugeben. Sie siedelten sich in der Hauptstadt an. Heute hat Nouakchott über eine Million Einwohner. Niemand hatte mit der rasanten Stadtentwicklung gerechnet. Wasser wurde knapp. Die nächste Süßwasserstation ist 70 km entfernt. Die Stadtväter mußten eine Lösung finden
Wie kommt heute Trinkwasser in die Stadt?
Mit der Eisenbahn! Am Bahnhof wird das Wasser auf Eselskarren umgefüllt und in die Viertel transportiert. Eine Pipeline ist in Planung, aber wann die kommt weiss niemand so genau. Andere große Städte Mauretaniens sind Ouadane und Chinguetti, sie wurden auf dem Adrar-Plateau im 12. Jahrhundert errichtet. Chinguetti ist die siebte heilige Stadt des Islam. Die Siedlung Oualata war für den Salz- und Goldhandel wichtig.
Elendsquartiere
Tarhil ist eines der größten Elendsquartiere des Landes. Vor allem freigelassene Sklaven haben sich hier angesiedelt. Die Menschen leben in Hütten und Zelten, Bretterverschläge dienen als Toiletten. Eine Infrastruktur gibt es kaum. Es gibt keine Ärzte, keine Einkaufsläden, kein fließendes Wasser und keinen Strom. Hier fehlt es einfach an allem.
Völker und Sprachen
Der Landesname Mauretanien stammt von dem saharischen Volk der Mauren. Die Mehrheit der Mauren zählt zu den nordafrikanischen Nomadenvölkern. Sie sind hellhäutig. Mit der Islamisierung Nordafrikas sind arabische Völker eingewandert, die sich mit den berberischen Völkern vermischt haben. Die ältesten Bewohner von Mauretanien sind vermutlich die Bafour, eine schwarze Volksgruppe. Sie wanderten in den Süden aus, als sich die Wüste immer mehr ausbreitete. Die Fischer von Imraguen, eine in der Nähe von Nouahadibou lebende Kastengruppe, betrachten sich als Nachfahren der Bafour. Es gibt noch eine weitere, sehr alte Volksgruppe, die Jägergruppen der Nmadis. Sie betrachten sich als die Nachkommen des ersten Volks, das einst die Sahara bewohnte.
Die Mauren
Heute bilden die Mauren den Großteil der Bevölkerung von Mauretanien. Sie sind nomadischen Ursprungs. Heute noch leben viele Familien und Klans nomadisch. Daher kann man die Einwohner in den Städten nur schätzen. Die zwei herrschenden Gruppen der maurischen Gesellschaft sind die Krieger, die von arabischer Abstammung sind und die religiösen Führer, auch Marabouts genannt. Sie sind Nachfahren der Almoraviden. Diese zwei Gruppen stellen den maurischen Adel dar. Sie vermischten sich kaum mit den schwarzafrikanischen Völkern.
Die schwarzafrikanischen Völker von Mauretanien
Die schwarzafrikanischen Völker sind in der Minderheit. Sie werden von den Arabern Soudans genannt und als minderwertig betrachtet. Zu diesen Völkern gehören die Tukulor, die Ackerbau betreiben, und die Fulbe, die traditionellen Rinderhirten. Von beiden Volksgruppen sind die Tukulor die wichtigeren. Warum? Ihre Gesellschaftsordnung ist ähnlich wie die der Mauren: Die Tukulor sind ebenfalls aufgeteilt in Marabouts und Krieger. Sie nehmen eine wichtige Stellung im landwirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben ein. Die Fulbe sind ursprünglich Rinderzüchter. Früher zogen sie mit ihren Kamel- und Ziegenherden durch die Steppen. Seitdem sich die Wüste immer mehr ausbreitet, müssen die meisten ihr nomadisches Leben aufgegeben. Sie siedeln sich in den Städten an. Viele haben neben dem Haus noch die Kaima, das mauretanische Hauszelt. In dem Zelt - und nicht in dem Haus - wohnt und schläft die Familie. Denn vielen fällt es schwer, sich an ein sesshaftets Leben zu gewöhnen. Die meisten, die sesshaft werden, beginnen mit dem Feldbau. Hauptsächlich sind es die Frauen, die die Felder bearbeiten und Hirse und Gemüse anbauen.
Die Nomaden und das Wüstenleben
Das Leben in der Wüste ist langsam. Es gibt keine befestigten Straßen, die meisten sind mit dem Kamel oder dem Geländewagen unterwegs. Die Brunnen in der Wüste sind die Treffpunkte der Nomaden, die hier ihre Tiere tränken oder Wasser für die Familien holen. Brunnen sind die Nachrichtenbörsen in der Sahara. Die Nomaden tauschen sich aus über die Neuigkeiten der Familien, das Wetter, wo es Futter gibt und wo das nächste Fest steigt.
Die ehemaligen Sklaven von Mauretanien
Die unterste soziale Schicht bilden die „schwarzen“ Mauren, die Nachkommen der freigelassenen, ehemaligen Sklaven. Sie werden „Haratin“ genannt und sind gesellschaftlich geächtet. Man schätzt, dass 10 bis 20 Prozent von "Herren" und Menschenhändlern versklavt werden. Sie leben in den Slums, die sich um die größeren Städte gebildet haben. Dazu muss man wissen, dass in Mauretanien Sklaverei erst 1981 abgeschafft wurde. Sklavenhändler können aber erst seit 2007 strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Seit Abschaffung der Sklaverei wurde bisher nur ein Sklavenhalter vor Gericht verurteilt. Außerhalb der maurischen Gesellschaftsordnung stehen die Nemadi, die Jäger in der Wüste des Landes.
Die Sprachen
Amtssprache ist Arabisch, doch die meisten sprechen Ḥassānīya, einen arabischen Dialekt. Zwanzig Prozent der Bevölkerung sind Schwarzafrikaner, sie leben vorwiegend im Süden und arbeiten als Bauern oder Angestellte in untergeordneten Positionen. Auf dem Foto rechts siehst du einen Kamelmarkt in Nouakchott.
Glaube und Religion
Die Mauretanier sind tiefgläubig. Der Islam ist Religion und Gesetz. Der Alltag, die Festtage, die Familienfeiern, die religiösen Rituale und Gebete, alles findet nach den Regeln des Islam statt. Vor allem die schwarzafrikanischen Völker pflegen daneben ihren traditionellen afrikanischen Glauben. Dazu zählt der Ahnenglaube, der sehr wichtig ist. Die Marabouts, die religiösen Führer, werden verehrt und besitzen großen Einfluss. Sie versprechen mit Gebetsritualen oder mit Heilkräuterrezepturen Besserung in persönlichen Belangen oder bei Krankheiten.
Schon gewusst? Bis 1981 war Sklaverei in Mauretanien erlaubt. Damit war Mauretanien eines der Länder, das am längsten an der Sklaverei festhielt.
Feste
Am 28.11. 1960 wurde Mauretanien unabhängig. Dieser Tag wird mit großen Militärumzügen gefeiert. Mauretanien ist ein islamisches Land, deshalb wird der Fastenmonat Ramadan von fast allen Mauren eingehalten. Danach wird das Hammelfest, das islamische Opferfest, mit einem üppigen Festessen groß gefeiert. Wenn Fußballspiele angesagt sind, ist die gesamte männliche Jugend auf den Beinen. Die Nationalmannschaft von Mauretanien hat noch nie beim Africa Cup teilgenommen, denn sie besteht nur als Halbprofis. Doch den Mauren ist das egal, sie feiern jedes Spiel wie ein Volksfest.
Der Schulbesuch ist für viele Kinder ein Luxus
Lernen ist für die Bevölkerung Mauretaniens nicht einfach. Es gibt einige Koranschulen. Auf dem Foto links siehst du Koranschüler, die ihre Aufgaben auf einem Holztablett machen. Es wurden Schulen nach westlichem Vorbild eingerichtet. Doch nur Kinder mit vollständigen Abstammungspapieren dürfen die Schule besuchen. Straßenkinder und Waisen haben keine Chance auf Bildung. So kommt es, dass fast Dreiviertel der Bevölkerung Analphabeten sind. Das bedeutet nicht, dass die Mauren keine Bildung besitzen. Sie verfügen nur nicht über die Voraussetzung für einen modernen Beruf. Und das ist gerade für die junge Generation ein Desaster. Denn die meisten wollen Anschluss an die moderne Welt.
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Wirtschaft und Bodenschätze
Mauretanien zählt zu den armen Ländern. Das liegt daran, dass der Großteil des Landes aus Wüste und Trockensavanne besteht. Landwirtschaft ist hier kaum möglich, denn nur 0,5 Prozent des Bodens ist fruchtbar. Dennoch sind die meisten Bewohner Selbstversorger. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur in den Städten nicht gut entwickelt ist. Auch die Verkehrswege durch das Land sind nicht gut ausgebaut. Dadurch ist die wirtschaftliche Entwicklung eingeschränkt.
Fischerei
Die Atlantikküste von Mauretanien gilt als eine der fischreichsten Gebiete der Welt. Die Fischbestände stellen für die Bewohner eine wichtige Einnahmequelle dar. An der Küste leben die meisten Menschen vom Fischfang. Sie betreiben dies wie ihre Vorfahren seit Jahrhunderten mit traditionellen Methoden. So reicht die Ausbeute gerade für die Selbstversorgung. Doch die Küstengewässer gelten als überfischt. Warum? Internationale Fangflotten haben die Gewässer leergefischt, bis sich die einheimischen Fischer dagegen wehrten. Eine 200-Meilen-Zone wurde eingerichtet, innerhalb der nur sie fischen dürfen. Sie sind aber nicht so wirtschaftlich wie der industrielle Fischfang. Deshalb verkauft die Regierung Lizenzen an ausländische Fischfangflotten, so dass diese innerhalb bestimmter Gebiete wieder auf Fischfang gehen können. Die Einkünfte aus diesen Lizenzen bilden mittlerweile einen großen Teil der Einkünfte von Mauretanien.
Schon gewusst? Ein europäisches Schiff fängt an einem Tag so viel wie die gesamte mauretanische Fischereiflotte in einem Jahr!
Landwirtschaft
Im Senegaltal werden die meisten landwirtschaftlichen Produkte des Landes hergestellt. Zumeist wird Getreide angebaut, das im Sahel gedeiht wie Hirse, Hülsenfrüchte, Reis und Mais. Die meisten Landwirte betreiben noch Hackbau, das ist mühsam und wenig ergiebig. Daher reicht die Ernte meist nur für die Selbstversorgung. Was übrig ist, wird auf den Märkten verkauft. Die Tierhaltung wird hauptsächlich von Nomaden betrieben. Sie ziehen mit ihren Ziegen, Schafen, Rindern und Kamelen durch die Weidegebiete in der Sahel-Zone. Auf den Tiermärkten treffen sie sich und bieten ihre Jungtiere zum Verkauf an. Mit der heimischen Landwirtschaft kann die Bevölkerung nicht ernährt werden. Daher muss Mauretanien Nahrungsmittel für teures Geld einführen. Auf dem Foto links siehst du einen Ziegenmarkt in Mauretanien.
Bodenschätze und Bergbau
Mauretanien ist sehr reich an Bodenschätzen. In den Böden findet man Gold, Kupfer und zahlreiche Erze. An erster Stelle steht der Abbau von Eisenerz im Raum von Zouérat. Bei Akjoujt, 250 Kilometer westlich von Nouakchott, werden Gold, Silber und Kupfer abgebaut. An der Grenze zu Algerien wird Uran gefördert. Vor der Atlantikküste wird Erdöl aus dem Chinguetti-Ölfeld gefördert. Die Mauretanier müssten von den Einkünften gut leben können. Doch der Reichtum aus den Bodenschätzen kommt bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht an. Oft sind es ausländische Firmen, welche die Bodenschätze abbauen. Kritiker von Nichtregierungsorganisationen behaupten, dass diese für die Rechte zum Abbau zu wenig zahlen müssen. Sie kritisieren die Regierung von Mauretanien, welche die Vereinbarung mit den ausländischen Firmen nicht offenlegt.
Dienstleistungen und Telekommunikation
Immer mehr Frauen arbeiten im traditionellen Dienstleistungsgewerbe. Sie fertigen Schmuckwaren und verkaufen diese am Straßenrand oder auf den Märkten. Mädchen arbeiten als Haushaltshilfe bei wohlhabenden Familien. In den letzten Jahren hat sich der moderne Dienstleistungssektor stark entwickelt. Heute werden hier über 40 Prozent des Bruttoeinkommens erzielt. Besonders die Telekommunikationsbranche hat viele neue Arbeitsplätze geschaffen, die besser bezahlt werden als traditionelle Dienstleistungen. Auf dem Foto links siehst du den Fischmarkt am Strand von Nouakchott. Kinder arbeiten auf den Märkten als Träger und Verkäufer. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie zum Unterhalt der Familie beitragen.
Armut in Mauretanien
Mauretanien ist ein reiches Land an Bodenschätzen und Fischgründen. Aber die Mehrheit der dreieinhalb Millionen Mauretanier lebt in großer Armut. Ein Drittel lebt sogar unterhalb der Armutsgrenze. Das bedeutet, sie leben in Armutsvierteln ohne Kanalisation, Frischwasser ist rar. Die medizinische Versorgung ist schlecht. Am meisten leiden die Kinder darunter. Das Durchschnittseinkommen beträgt laut Weltbank 1.137,00 US Dollar im Jahr. Die Regierung versucht, die Armut zu senken durch das Schaffen neuer Arbeitsplätze. Aber einfache Arbeit wird sehr schlecht bezahlt. So lässt sich Armut nicht bekämpfen. Große Hoffnung setzen die Mauretanier in den Ausbau der Dienstleistungen. Besonders die Telekommunikation bietet neue Arbeitsplätze für junge Menschen.
Geschichte
Um 10.000 v. Chr. finden sich erste Hinweise auf eine Besiedelung des Gebietes. Der Landesname Mauretanien stammt vom Volk der Mauren. Das Wort Maure kommt aus dem Griechischen und bedeutet dunkel. Die Araber bezeichneten mit Mauren alle dunkelhäutigen Berberstämme Nordafrikas, die ab dem 7. Jahrhundert islamisiert wurden. Die Mauren trugen den Islam nach Westafrika. Teilweise waren die Berberstämme untereinander verfeindet. Doch irgendwann übernahm ein Stamm die Vorherrschaft in der Region. Dieser Stamm nannte sich Almoraviden. Die Mitglieder waren islamische Gotteskrieger, radikal und machthungrig. Sie unterwarfen einen Stamm nach dem anderen und gründeten zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert das Almoraviden-Reich. Dieses Reich erstreckte sich zwischen dem heutigen Mauretanien und Marokko. Zeitweise reichte sein Einfluss sogar bis nach Spanien.
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Mauretanien heute
Mauretanien ist eine Islamische Präsidialrepublik. Das Parlament besteht aus der Nationalversammlung und dem Senat. Die 95 Mitglieder der Nationalversammlung werden alle fünf Jahre gewählt, die 56 Mitglieder des Senats werden alle sechs Jahre indirekt gewählt. Das Staatsoberhaupt wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Es ernennt und entlässt die Regierung.
Männer und Frauen besitzen ab 18 Jahren das Wahlrecht. Warum aber sind die Frauen nicht gleichberechtigt? Die Gründe liegen tief verwurzelt in der islamischen Tradition. Ein großes Problem für das Land ist die Sklaverei. Sie wurde erst im Jahr 1980 abgeschafft. Sie betrifft hauptsächlich die schwarzafrikanische Bevölkerung. Die Regierung bemüht sich, die freigelassenen versklavten Menschen zu integrieren und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Denn ein Großteil lebt in großer Armut. Doch es ist nicht einfach, Jahrtausende von Unterdrückung abzuschaffen. Daher ist die Gesellschaft von Mauretanien nach wie vor gespalten zwischen der hellhäutigen Schicht der Mauren und den ehemaligen Versklavten aus der schwarzafrikanischen Bevölkerung.
Mauretanien und die Rechte von Frauen und Kindern
In Mauretanien gilt der Islam, und mit ihm die Sharia, das islamische Recht. Es ist ein grausames Recht, das selbst bei kleinen Vergehen bereits drakonische Strafen verhängt. In diesem Recht ist die Stellung der Frauen wenig geachtet. Die Mädchen auf dem Bild links arbeiten als Hausmädchen bei reichen Familien. Oft erhalten sie keinen Lohn für ihre Arbeit. Sie können nicht einfach gehen, wenn ihnen die Arbeit nicht gefällt. Sie haben kein Recht auf Bildung. Ihre Meinung wird von den Behörden missachtet. Ihr Platz wird von den Eltern bestimmt. Die schlimmsten Auswüchse der autoritären Erziehung betreffen Mädchen. Sie werden sehr früh auf ihre Rolle als Ehefrau vorbereitet. Fast ein Drittel der jungen Mädchen wird zwangsverheiratet, die meisten Bräute sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. Wenn sie dagegen aufbegehren, werden sie bestraft oder verstoßen. Warum tun die Eltern das? Die Familien erhalten ein Brautgeld im Austausch für die Tochter. Vor allem wenn Familien arm sind und ihre Kinder nicht ernähren können, betrachten sie eine Hochzeit als Chance für ihre Töchter, der Armut zu entkommen. Amnesty International berichtet immer wieder von Menschenrechtsverletzungen wie Sklaverei oder willkürlichen Verhaftungen in Mauretanien. Die Rechte von Kindern werden nicht geachtet. Es wird vermutlich noch zahlreiche Jahre dauern, bis in Mauretanien alle Menschen in Würde und Freiheit leben können.
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