Willkommen, welcome in Nigeria, dem Wirtschaftsgiganten in Westafrika!
Nigeria ist ein reiches Land, es besitzt zahlreiche Bodenschätze und viel Industrie. Doch sein größter Reichtum sind seine Geschichten. Hier werden die meisten Bücher veröffentlicht und die meisten Filme und Videos gedreht. In den Städten gibt es Freilicht-Kinos und auf den Dörfern Videotheken. Die Nigerianer lieben alle Arten von Unterhaltung, und ständig steigt irgendwo eine Fete.
Nigeria liegt in Westafrika, am Atlantischen Ozean. Der Golf von Guinea bildet eine lange Küstenlinie, die gesäumt ist von Lagunen und Mangrovensümpfen. Nachbarländer sind Benin, Niger, Tschad und Kamerun. Der Norden ist bedeckt von Trockensavannen. Der Süden grenzt an das Regenwaldgebiet. Durch seine Lage zwischen Westafrika und Zentralafrika verbindet Nigeria die Völker des Sahel mit den Völkern Zentralafrikas.
Landschaften
Der Norden von Nigeria ist von der Sahelzone geprägt. Der Sahel ist eine Randzone zwischen der Wüste Sahara und der Savanne. Die Landschaft besteht aus Trockensavannen mit ausgedehnten Fels- und Sandlandschaften. Die einzigen Bäume, die hier wachsen sind Akazien, daher nennt man dieses Gebiet auch Akaziensavanne. Hier herrscht das ganze Jahr über wüstenartiges Klima. Es regnet kaum, wenn der Regen ausbleibt, leiden Menschen und Tiere unter der Trockenheit.
Das Bauchiplateau, das auch Jos-Plateau genannt wird, ist ein Hochland im Nordosten von Nigeria. Es ist etwa 2100 Metern hoch. In dieser Höhe erstrecken sich fruchtbare Graslandschaften, die landwirtschaftlich genutzt werden. Deshalb lebt hier die Mehrheit der Nigerianer. Das Klima in diesem Landesteil ist sehr mild, aus diesem Grund zieht es auch viele Reisende hierher. Hier wachsen einige der ältesten, tropischen Regenwälder.
Das Zentrum von Nigeria war noch vor zweihundert Jahren von Regenwald bedeckt. Der Regenwald wurde jedoch zum großen Teil gerodet, um Anbauflächen zu gewinnen. Heute gibt es hier nur noch Feuchtsavannen. Landeinwärts schließt sich ein Tief- und Hügelland an. Nur vereinzelt findet man hier noch tropischen Regenwald. In der Landesmitte geht die Landschaft in hügelige Plateaus über mit einzelnen Inselbergen.
Der Süden grenzt an das Regenwaldgebiet. Von hier aus geht die Landschaft in Savanne und offene Waldgebiete über mit einzelnen Hügelländern.
Die Küste
Die Küste Nigerias ist von unzähligen malerische Lagunen gesäumt, an denen sich kleinere und größere Siedlungen befinden. Die seichten Gewässer eignen sich sehr gut zum Baden und Tauchen. Sie sind ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Eines der beliebtesten Ausflugsziele von Nigerianern ist der Coconut Beach in der Küstenstadt Badagry, westlich von Lagos. Der Strand ist von Kokospalmen umgeben und sieht heute malerisch aus. Früher wurde hier Sklavenhandel betrieben. Ein Museum erinnert noch an die schrecklichen Zeiten.
Im riesigen Mündungsgebiet des Nigers wachsen Mangrovenwälder, die auf Grund der Gezeiten entstanden sind. Sie schützen die Küsten vor Überschwemmung. Da der Salzgehalt des Wassers sehr hoch ist, konnten sich hier die Mangrovenwälder ausbreiten. Mit den Mangroven entwickelte sich eine vielfältige Tierwelt, von der ein großer Teil der Bevölkerung lebt.
Flüsse und Seen
Die Lebensadern Nigerias sind der Niger und der Benue. Diese beiden Flüsse durchziehen das ganze Land und zählen zu den wasserreichsten Süsswasserreservoirs der Erde. Entlang der Ufer entwickelte sich eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt, die die Lebensgrundlage zahlreicher Völker bildet.
Der Fluss Niger
Das Land verdankt seinen Namen dem Fluss Niger, der durch den Westen Nigerias fliesst. Er bildet eine wichtige Verkehrsader zwischen den handeltreibenden Völkern im Norden und den Völkern im Süden. Er fliesst durch die Sahelzone, die Savanne und den Regenwald, bevor er in einem großen Delta in den Atlantik mündet. Das Nigerdelta zählt zu den größten Feuchtgebieten der Erde. Es ist etwa 70 000 qkm groß und beherbergt zahlreiche Tierarten wie das Sumpfkrokodil, den Manati und das Zwergflusspferd, die heute vom Aussterben bedroht sind. Die biologische Vielfalt des Nigerdeltas ist von großer Bedeutung. 31 Millionen Menschen leben in der Region. Außerhalb der Städte bauen sie Yams und Maniok an, fischen in dem verzweigten Flusssystem und im Mangrovenwald, dem größten Mangrovenwald Afrikas. Kinder tauchen nach Muscheln.
Das Nigerdelta, ein zerstörtes Naturparadies
Gleichzeitig zählt das Nigerdelta zu den 10 am schlimmsten verseuchten Gebiete der Erde. Woran das liegt? An der rigosoen Erdölförderung, durch die das Delta verseucht wurde. Seit über fünf Jahrzehnten beutet die Firma Shell Oil die Erdölvorkommen aus, ohne Rücksicht auf die Umwelt. Nach Schätzungen von Umweltaktivisten und Wissenschaftlern wird es 30 Jahre dauern und Milliarden kosten, um das Nigerdelta wieder zu einem bewohnbaren Gebiet zu machen.
Der Benue
Im Zentrum des Landes mündet der Benue in den Niger, der von hier aus unaufhaltsam in Richtung Meer fließt. Bald nach dem Zusammenschluss dieser großen Ströme entfaltet sich ein gigantisches Delta, das eine der schönsten Sumpfregionen der Erde bildet.
Der Tschadsee
Der Tschadsee ist ein Binnensee am südlichen Rand der Sahara. Er ist der viertgrößte Süßwassersee Afrikas, und erstreckt sich im Ländereck von Niger, Nigeria, Tschad und Kamerun. Der Tschadsee bedeckte noch vor fünfzig Jahren ein Gebiet fast so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Millionen von Fischern und Hirten lebten am See und von dem Fischreichtum im See. Heute zeigen Satellitenbilder, dass die Wasserfläche um 80 Prozent zurückgegangen ist. Anhaltende Dürre und fehlender Naturschutz ließen den Pegel schrumpfen. Vom Fischfang können nur noch wenige Menschen leben. Deshalb sind tausende Menschen seither ins Landesinnere von Nigeria gezogen.
Klima
In Nordnigeria herrscht ein trockenes und heisses Klima. Hier breitet sich die Wüste immer mehr aus. Im übrigen Nigeria gibt es einen Wechsel von Regenzeit und Trockenzeit. Der Regen dauert von Mai bis Oktober, die Trockenzeit beginnt im November und dauert bis April. An der Küste regnet es oft neun Monate lang, von März bis November. Im Küsten- und Regenwaldgebiet herrscht feuchtwarmes Klima mit zahlreichen Niederschlägen und Temperaturen zwischen 28-35 °C.
Zum Vergleich: Nigeria ist so gross, dass Deutschland zweieinhalb mal darin Platz hätte.
Die Tierwelt in Nigeria
Nigerias Tierwelt war einstmals sehr artenreich. Doch durch die intensive Besiedelung und die Vernichtung großer Regenwaldgebiete sind viele Tierarten verschwunden. In den Trockensavannen im Norden leben zahlreiche Antilopenarten, Hyänen, Schakale, zahlreiche Raubvögel wie Geier, Bussarde und Adler. In den trockenen Böden finden sich viele Skorpionarten und unzählige Käfer und Krabbeltiere. Vor 200 Jahren konnte man in den Savannen noch Herden von Rhinozerossen, Giraffen, Elefanten und andere Wildtiere beobachten. Um die Tierwelt zu schützen, wurden Nationalparks geschaffen. Die größten Parks sind der Kainji-Nationalpark und der Yankari-Nationalpark. Über 50 verschiedene Säugetierarten, wie Löwen, Büffel, Giraffen, Nilpferde, Antilopen sowie Krokodile und mehr als 300 unterschiedliche Vogelarten sind in den Nationalparks heimisch.
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Abuja, die Hauptstadt von Nigeria
Abuja wurde erst vor vierzig Jahren in der Mitte des Landes gebaut. Damals herrschte in Nigeria der Biafra-Krieg, bei dem verschiedene Völker um die Unabhängigkeit von Nigeria kämpften. Nach Kriegsende beschloss die Regierung, die damalige Hauptstadt Lagos aufzugeben. Denn Lagos war die Stadt des Yoruba Volkes. Aber sie war nicht die Hauptstadt aller Völker in Nigeria. Daher baute die Regierung in der Mitte des Landes eine Stadt, mit der sich alle Völker identifizieren konnten. Abuja hat etwa 2,7 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt inmitten einer Landschaft, die von frei stehenden Felsen bestimmt wird. Besonders auffällig sind dabei der “Zuma-Rock” im Norden sowie der “Aso-Rock” im Osten der Stadt. Abuja ist eine moderne, gepflegte Stadt, in der viele Regierungsgebäude und prächtige Botschaften gebaut wurden. Die ruhigen Straßen und die gepflegten Parks und Vorgärten erinnern an einen Ort in Südfrankreich oder der italienischen Schweiz. Es gibt moderne Einkaufszentren mit Luxuswaren aller Art. Einst befanden sich rund um Abuja die Wanderrouten der Hirtenvölker. Deshalb ziehen auch heute noch Hirten mit ihren Herden durch die Prachtstraßen von Abuja. Der Verkehr ist nicht so chaotisch wie in anderen nigerianischen Städten, denn er wird von Ampeln geregelt.
Lagos
Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von Nigeria ist Lagos, die größte Stadt Afrikas. Lagos liegt am Atlantik, an der Mündung des Niger. Sie war einst Militärlager der Herrscher von Benin, und entwickelte sich allmählich zu einer Hafenstadt. 1472 landeten dort die Portugiesen, die der Stadt den Namen gaben. Sie nannten sie nach einer Küstenstadt in Portugal. Seit dieser Zeit war Lagos ein kolonialer Stützpunkt für die Europäer. Heute ist Lagos mit etwa 21 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt von Afrika und eine der großen Metropolen der Welt.
Lage
Lagos erstreckt sich vom Golf von Guinea über die Lagune von Lagos ins Binnenland. Die Metropolregion Lagos erstreckt sich über eine Fläche von etwa 15.000 km², sie ist etwa so groß wie das Bundeslandes Schleswig-Holstein. Das Stadtgebiet ist so riesig, dass es in 16 Verwaltungsbezirken unterteilt ist, die als eigenständige Städte behandelt werden.
Handel, Wirtschaft und Verkehr
In Lagos Island und Victoria Island befindet sich das Banken- und Wirtschaftszentrum. Victoria Island, das Finanzzentrum der Metropole, ist auch für seine Seebäder, Boutiquen und sein Nachtleben bekannt. Lagos ist vor allem durch seine Industrie das wirtschaftliche Zentrum des Landes, hier befindet sich unter anderem Volkswagen. Das Land erzielt hohe Einnahmen durch den Export von Erdöl. Dadurch sind die Preise und Lebenshaltungskosten in Lagos sehr hoch, sie gilt als teuerste Stadt Nigerias.
Durch seine drei Häfen und den angebundenen internationalen Flughafen von Ikeja ist Lagos der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Landes. Internationale Flughäfen gibt es in Abuja, Lagos, Kano und Port Harcourt. Darüber hinaus besitzt Nigeria 18 weitere Flughäfen für den Inlandsflugverkehr. Wie viele andere Großstädte hat auch Lagos mit Überbevölkerung zu kämpfen. Die Straßenverhältnisse und die Verkehrsbedingungen sind katastrophal. Oft ist der Verkehr auf den Stadtautobahnen und Brücken zwischen den Inseln und dem Festland völlig lahmgelegt. Am schnellsten sind die Okadas, die Motorräder, die sich in mörderischem Tempo zwischen den Autoschlangen hindurchschlängeln. Daneben sind Autorikschas sowie Sammeltaxis unterwegs, die auch „rollende Sardinenbüchsen“ genannt werden sowie städtische Busse.
Wenn du das Leben in Nigeria besser kennenlernen möchtest, dann besuche einen der zahlreichen Märkte in Lagos. Hier findest du typisch afrikanische Produkte, viele Garküchen, fahrende Eisdielen und zahlreiche afrikanische Souvenirs. Zu den absoluten Favoriten gehören unter anderem künstlerisch verzierte Baumwollstoffe, Gewürze und traditionelle Lederwaren. Ein großer Teil des Lebens spielt sich in der Öffentlichkeit ab, und man bekommt auf einem Streifzug durch die Märkte einen sehr guten Einblick in die nigerianische Lebensart.
Das kulturelle Leben in Lagos ist sehr vielfältig. Revues, Musicals und Tanzshows sind beliebt, die Ensembles großer Theater wie kleiner Bühnen erstklassig. Sie locken jährlich zahlreiche Besucher in die Stadt. Herausragend ist das Nationaltheater in Lagos. Das 1976 fertiggestellte Gebäude ist der Hauptschauplatz für darstellende Künste in Nigeria. Es ist auf 23.000 Quadratmetern erbaut und hat eine Höhe von 31 Metern. Das herausragende architektonische Werk hat eine hutartige Form und bietet 5.000 Sitzplätze sowie eine zusammenklappbare Bühne. Darüber hinaus gibt es zwei große Kinosäle. Es ist umgeben mit Bäumen, Rasenflächen, Seen, wunderschöner Vegetation und kunstvollen Wandschnitzereien.
Die Stadt hat die höchste Einwohnerdichte des Landes. Niemand weiß heute, wie viele Menschen tatsächlich in Lagos leben. Täglich strömen Tausende Menschen in die Stadt, in der Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten. Doch es fehlt an Jobs und bezahlbaren Unterkünften. Daher enden viele Menschen als Straßenhändler, Hausangestellte oder als Bettler in den Slums am Stadtrand. Bis 1991 war Lagos die Hauptstadt Nigerias, und wurde dann von Abuja als neues, politisches Zentrum abgelöst.
Die Völker Nigerias
In Nigeria leben 250 Völker. Die Hausa im Norden sind bekannt für ihre beeindruckenden Lehmbauten. Die Yoruba sind vermutlich Nachfahren der Nok Kultur. Sie leben im Westen Nigerias. Sie gründeten schon im Mittelalter große Städte. Die Igbo siedeln im Osten, sie leben in Dörfern und Siedlungen. Die Fulbe sind ein Nomadenvolk, das über ganz Westafrika vertstreut ist. Die Fulbe Frauen kleiden sich sehr farbenfroh, wie du auf dem Foto links sehen kannst.
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Schulen und Bildung
In Nigeria besteht Schulpflicht für Kinder von 6 bis 15 Jahren. Die Eltern müssen kein Schulgeld entrichten, doch sie müssen für Schuluniform und Lernmittel tief in die Tasche greifen. Viele öffentliche Schulen sind überfüllt und oft nicht gut ausgestattet. Trotz Schulpflicht besucht derzeit nur etwa die Hälfte der Kinder eine Schule. Zahlreiche Schulen im Norden Nigerias sind geschlossen wegen des Terrors, den Islamisten hier verbreiten. Ausgenommen sind die Koranschulen, die nur Jungs besuchen dürfen. Im Süden gibt es viele staatliche und christliche Schulen. Die Pädagogen sind gut ausgebildet, und viele versuchen, moderne Unterrichtsmethoden einzuführen. Auch die Digitalisierung hält an einigen Schulen Einzug. Neben den Schulen gibt es für die Jungs der Yoruba einen Unterricht besonderer Art. Sie lernen Reiten, Schwimmen und gehen auf die Jagd. Ihre Eltern haben die traditionelle Erziehung bewahrt. Denn sie wollen, dass ihre Kinder dieselben Fertigkeiten erlernen wie ihre Vorfahren. Dazu gehört der Umgang mit der Natur, mit Tieren und das gegenseitige Kräftemessen. Daher werden auch traditionelle Ringkämpfe trainiert. Denn Ringkämpfe sind beliebt und erfolgreiche Ringer werden verehrt.
Mehr über Schulen in Afrika
Schon gewusst? In früheren Zeiten wurde bei Ringkämpfen entschieden, wer Häuptling wurde und wer Krieger.
Nigeria und seine Feste
Im Norden gehören mehr als die Hälfte der Nigerianer dem Islam an. Hier feiert man das Ende des Fastenmonats mit dem Eid al-Fitr Fest, und danach das Sallah Fest. Wie bei allen afrikanischen Festen wird Musik gespielt und getanzt. Das besondere sind die prächtigen Prozessionen auf festlich geschmückten Pferden. In manchen Orten sieht man spektakuläre Reitvorführungen der Borno-Reiter. Im Süden finden neben den christlichen Feiertagen traditionelle afrikanische Feste mit Maskentänzen statt. Am 1. Oktober feiern alle Nigerianer ihre Unabhängigkeit.
Ein ganz besonderes Fest ist das Argungu Tanz- und Fisch-Festival im Staat Kebbi in Nordnigeria. Besucher aus aller Welt kommen zu dem einzigartigen Spektakel Ende Februar. Die Einheimischen bereiten sich das ganze Jahr darauf vor. Das Fest dauert vier Tage lang und hat seinen Höhepunkt in einem Wettbewerb der Fischer. Tausende Fischer stehen am Ufer des Niger. Auf den Startschuss einer Pistole hin springen alle ins Wasser und versuchen, in einer Stunde den größten Fisch zu fangen. Erlaubt sind nur traditionelle Fangmethoden, doch die meisten bevorzugen es, die Fische mit der Hand zu fangen. Der Gewinner erhält eine Prämie von umgerechnet US Dollar 7.500. Das ist für viele Fischer sehr viel Geld, doch mehr noch bedeutet es Ruhm und Ehre.
Sehenswürdigkeiten
Abeokuta, die Landeshauptstadt des Staates Ogun im Südwesten Nigerias, bietet eine Reise in die Geschichte des Yoruba-Volkes. Die Stadt liegt am Ostufer des Flusses Ogun. Hier kannst du die berühmte Olusegun Obasanjo Public Library besuchen, den alten Adire-Markt, den Funnab-Zoo und den legendären Olumo-Felsen besteigen. Auch der weltberühmte Olumirin-Wasserfall in Erin Ijesha ist einen Besuch wert.
In der Küstenstadt Badagry kannst du einen der ersten Sklavenhäfen Westafrikas besichtigen. Hier befand sich der Sklavenmarkt und der "Point of No Return", wo die gefangenen Afrikaner nach Amerika verschleppt wurden. Hier kannst du den Friedhof der Missionare und das Museum für Sklavenhandel erkunden. Die Geschichte des Sklavenhandels kannst du durch Artefakte wie Keramikschalen, die einst um Leben gekehrt wurden. In Badagry gibt es auch die Baracoon, Zellen, in denen Sklaven monatelang mit Halsketten und Schlössern gefesselt waren. Mehr erfährst du im Slave Trade Relics Museum und dem ominösen "Point of No Return".
Mehr Sehenswürdigkeiten findest du im afrika-junior Reiseführer
Wirtschaft und Bodenschätze
Nigeria ist die stärkste Wirtschaftsmacht in Afrika. Die meisten Nigerianer leben von der Landwirtschaft. Doch der Reichtum stammt vom Rohöl, das im Nigerdelta und vor der Küste gefördert wird.
Erdölförderung und Bergbau
Nigeria ist der größte Erdölförderer und Exporteur Afrikas. Von der Erdöl- und Erdgasförderung bezieht das Land seinen heutigen Reichtum. Als 1958 Erdöl entdeckt wurde, waren die Hoffnungen groß, dass sich Nigeria zu einem modernen, wohlhabenden Wirtschaftsland entwickelt. Doch die Einkünfte aus dem Export sind nur wenigen zugute gekommen. Und die Bevölkerung und die Natur haben unter den Auswirkungen gelitten. Die Umweltschäden im Nigerdelta sind riesig, und die Regierung unternimmt nur wenig dagegen. Auch der Abbau von Diamanten wird vorangetrieben, so dass Nigeria heute zum viertgrößten Exporteur von Diamanten zählt.
Landwirtschaft
Etwa 70 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Im Süden des Landes wird hauptsächlich Ackerbau betrieben, im Norden überwiegt die Viehzucht. Yams und Kassava werden angebaut, sie sind das Hauptnahrungsmittel in Nigeria. Außerdem werden Erdnüsse und Kakao gepflanzt, die zum Teil auch exportiert werden. Doch die Einkünfte daraus sind gering. Denn die meisten Bauern haben nur kleine Felder. Neben Millionen von Kleinbauern gibt es immer mehr Großfarmen. Hier wird industriell angebaut mit modernen Landwirtschaftsmaschinen und dem Einsatz von chemischen Düngemitteln. Die einheimische Landwirtschaft kann den Bedarf an Nahrungsmitteln nicht decken, sodass Nigeria Nahrungsmittel aus dem Ausland importieren muss. Jährlich gibt das Land rund 22 Milliarden US-Dollar für den Import von Nahrungsmitteln aus.
Industrie
Der Industriesektor wird immer wichtiger für die nigerianische Wirtschaft. Durch die Produktion von Stahl, Zement und Düngemitteln erwirtschaftet das Land etwa 20 Prozent seiner Einkünfte. Neben der Verarbeitung von Erdölprodukten werden insbesondere Farben, Reinigungsmittel, Textilien, Brennstoffe, Metalle und Baumaterial produziert. Auch die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln wird immer wichtiger für die Versorgung des Landes. Die Telekommunikation und alles, was damit zusammen hängt, bescherte Nigeria einen Boom. Der Telekommunikationsmarkt trägt etwa 10 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei. Das ist eine ganze Menge. Dieses enorme Wachstum kommt vor allem vom Mobiltelefon-Markt. Kein Wunder, denn es gibt mehr als 150 Millionen Mobilfunkanschlüsse. Ungewöhnlich für ein afrikanisches Land ist, dass Nigeria durch seine Filmindustrie hohe Einkünfte erzielt.
Transport und Energie
Die Infrastruktur in Nigeria ist besser als in anderen afrikanischen Ländern. Es gibt ein großes, gut ausgebautes Straßennetz, Eisenbahnen sowie eine passable Energieversorgung. Doch für einen wirtschaftlichen Aufschwung, an dem die ganze Bevölkerung teilhat, ist das Land nicht gerüstet. Ein Riesenproblem ist die Abfallbeseitigung. Die Regierung versucht, einen Teil des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, zum Beispiel durch die Verbrennung von Abfällen.
Arm und Reich
Nigeria ist ein geteiltes Land, eine Hälfte der Bevölkerung ist wohlhabend, wenige sind unermesslich reich, und fast die Hälfte lebt heute unterhalb der Armutsgrenze. So gilt der Nigerianer Aliko Dangote mit einem Vermögen von 12,2 Mrd. US-Dollar als der reichste Mann Afrikas. Zum Vergleich: das Durchschnittseinkommen in Nigeria beträgt gerade einmal 6.000 US Dollar im Jahr. Davon kann man auch in Nigeria keine Familie ernähren. Vor allem die extreme Armut nimmt immer mehr zu. Das liegt an der hohen Arbeitslosigkeit. Mehr als 20 Prozent aller Jugendlichen hat keinen Job. Wovon leben sie? Viele arbeiten in einem Bereich, den man "informeller Sektor" nennt. Sie verrichten einfache Jobs als Straßenverkäufer, helfen auf den Märkten, schuften in Minen, machen Gelegenheits- und Aushilfsjobs. Vor allem Frauen arbeiten in diesem Bereich, sie betreiben Garküchen, arbeiten im Haushalt wohlhabender Familien, oder sind als "fliegende Händlerinnen" unterwegs. Was unternimmt die Regierung von Nigeria gegen die Armut? Es gibt zahlreiche Programme zur Armutsbekämpfung. Doch diese Programme haben die Situation der Armen nicht verbessert.
Kinderarmut und Kinderarbeit in Nigeria
Am schlimmsten sind Kinder von der Armut betroffen. Sie sind arm, entweder weil ihre Eltern wenig verdienen oder weil sie ihre Eltern verloren haben. Häufig liegt das an der Aids-Krankheit, die in Nigeria nicht nachhaltig bekämpft wird. Mehr als ein Zehntel aller Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeitet bereits anstatt zu spielen oder zur Schule zu gehen. In den Städten suchen die Kinder Arbeit, sie schließen sich zu Gruppen zusammen und verdienen durch Botengänge oder Schuhputzen das nötigste. Die älteren passen auf die jüngeren in der Gruppe auf. Denn häufig werden sie von Banden und Kleindealern angeworben, für die sie auf Diebestour gehen. Zahlreiche Kinder arbeiten auch in den Minen. Sie verrichten Schwerarbeit zu einem mickrigen Lohn und sind dabei großen Gefahren ausgesetzt. Besonders in den Goldminen kommen sie mit dem giftigen Quecksilber in Kontakt.
Hier siehst du einen Film über Kinderarbeit in Afrika
/inhalt/medien/sehen/land-und-leute/kinderarbeit-in-afrika.htmlStromnetz angeschlossen.
Die Geschichte von Nigeria
Bei Ausgrabungen stießen Archäologen im Zentrum von Nigeria auf Terrakottafiguren aus der Eisenzeit. Die Figuren stammen aus der Nok-Kultur, die etwa 500 Jahre vor Christus entstand. Sie gelten als älteste Zeugnisse der nigerianischen Völker. Bis heute weiß man nur sehr wenig über diese alte Kultur. Sicher ist aber, dass die Nok-Kultur der Vorläufer der mittelalterlichen Königreiche von Nigeria war. Nigeria wurde früher Sklavenküste genannt, denn an seiner Küste wurden Sklaven verkauft und in die neue Welt verschifft.
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Nigeria heute
Nigeria ist reich an Bodenschätzen. Das Land hat eine junge Bevölkerung. Es besitzt eine wachsende Industrie und eine aufregende Kulturszene. Doch religiöse Konflikte und Korruption lähmen das Land. Vor fünfzig Jahren fand man im Nigerdelta riesige Ölvorkommen. Seither wird Öl gefördert. Das Land wurde reich, doch durch rücksichtslose Ölförderung verloren viele Bauern ihr Land. Außerdem wurden große Naturparadiese im Nigerdelta zerstört. Deshalb gab es Streit und zahlreiche Aufstände. Heute ist Nigeria ein gespaltenes Land. Es gibt wenige sehr Reiche und viele arme Menschen. Für Bildung wird immer weniger ausgegeben, und gut ausgebildete Jugendliche sind arbeitslos. Der größte Gegensatz besteht zwischen dem islamischen Norden und dem christlichen Süden. Islamisten wollen im Norden einen Gottesstaat errichten. Hier kommt es immer wieder zu Kämpfen und Entführungen. Die Regierung versucht, die Islamisten zurückzudrängen und das gespaltene Land zu vereinen. Doch so lange die Armut nicht wirksam bekämpft wird, wird es keinen Frieden geben. Viele Nigerianer wissen das. Immer mehr schließen sich zusammen zu Bürgerinitiativen und unternehmen gemeinsam etwas, um das Leben armer Menschen zu verbessern und das Land gerechter zu machen.
Geschichten aus Nigeria
In Nigeria kennt man so viele Märchen wie es Völker gibt. Sie erzählen von den Tieren des Meeres, des Regenwaldes, den Flussgeistern, die im Niger wohnen und von alten Königreichen. Hier findest du eine Zusammenfassung der Geschichte Der Wanderzauber von Cyprian Ekwensi. In Nigeria kennt sie jedes Kind. Sie handelt von der romantischen Liebe zwischen einem Hirten der Fulbe und der schönen Sklavin Fatimeh.
Berühmte Persönlichkeit aus Nigeria:
der Schriftsteller Wole Soyinka.
Wole Soyinka war der erste Afrikaner, der den Literaturnobelpreis erhielt. Er ist berühmt geworden durch seine bewegende Kindheitsbiographie Aké und durch zahlreiche Theaterstücke. In Nigeria macht er mit Straßenkindern Kindertheater.
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